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28/2015 „Umweltprobleme der Landwirtschaft‘‘

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30 Jahre SRU-Son<strong>der</strong>gutachten <strong>„Umweltprobleme</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft“ - Eine Bilanz<br />

stattfindet (Matzdorf, B., 2011), d.h. ihre Effektivität ist situationsabhängig und sollte<br />

damit aus Sicht des SRU nicht durch Direktzahlungen honoriert werden (SRU 2008, S.<br />

746). Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik lehnt die Einführung einer<br />

Ökologisierungskomponente in die 1. Säule ebenfalls ab, da Umweltziele in <strong>der</strong> 2. Säule<br />

„zu geringeren Kosten“ erreicht werden können (Wissenschaftlicher Beirat für<br />

Agrarpolitik beim BMELV 2011b). Die Lenkung von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen<br />

auf Bedarfsflächen ist in <strong>der</strong> 2. Säule besser möglich als in <strong>der</strong> 1. Säule bzw. es ist eine<br />

enge Verzahnung zwischen 1. und 2. Säule anzustreben (Matzdorf, B., 2011). Darüber<br />

hinaus wird eine Zunahme <strong>der</strong> Bürokratie und des Kontrollaufwandes erwartet, was dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Vereinfachung <strong>der</strong> Agrarpolitik wi<strong>der</strong>spricht (Wissenschaftlicher Beirat für<br />

Agrarpolitik beim BMELV 2011; SRU 2008, S. 752).<br />

Die Maßnahmen <strong>der</strong> Ökologisierungskomponente können u.U. dazu dienen, zusätzliche<br />

öffentliche Güter zu erzeugen, die unter den aktuellen Marktbedingungen ohne die<br />

entsprechende Auflage nicht erbracht würden. Damit erfüllen sie eventuell die<br />

For<strong>der</strong>ungen des SRU und des WBA, die Bereitstellung öffentlicher Güter nur dann zu<br />

honorieren, wenn sie ohne Honorierung nicht hervorgebracht würden (SRU 2008, S. 746;<br />

Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik 2010, S. <strong>28</strong>). Aus Sicht des Umwelt- und<br />

Naturschutzes wurde vor allem die neu formulierte For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Bereitstellung<br />

ökologischer Vorrangflächen mit <strong>der</strong> Hoffnung verbunden, zusätzliche Leistungen <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft - insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Biodiversität – zu realisieren. Allerdings<br />

sind die daran geknüpften Erwartungen des Umwelt- und Naturschutzes durch die<br />

erzielte europäische Einigung von Juni 2013 und <strong>der</strong>en nationale Umsetzung sehr<br />

enttäuscht worden. So wird die Einigung zur GAP-Reform aus Sicht des Umwelt- und<br />

Naturschutzes nur noch als Einstieg in eine neue Ausrichtung <strong>der</strong> Agrarpolitik gesehen,<br />

die zeitnahe Erbringung zusätzlicher Umweltleistungen durch die Landwirtschaft wird<br />

jedoch verneint (u.a. Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt 2013).<br />

Den For<strong>der</strong>ungen des Umwelt- und Naturschutzes, die Stellung <strong>der</strong> 1. und <strong>der</strong> 2. Säule<br />

anzugleichen (SRU Umweltgutachten 2008, S. 746), vor allem bzgl. <strong>der</strong> finanziellen<br />

Ausstattung, <strong>der</strong> Kofinanzierungssätze, <strong>der</strong> Verlässlichkeit und Planungssicherheit (Schulz,<br />

D. 2010, S. 2 u. 8; Umweltbundesamt o.J. d, S. 42f.), kommt die EU-Kommission mit ihrer<br />

Reform jedoch nicht nach. Vielmehr enthält die Reform hinsichtlich <strong>der</strong> finanziellen<br />

Ausstattung und <strong>der</strong> Kofinanzierungssätze <strong>der</strong> 2. Säule Vorschläge, die aus Umwelt- und<br />

Naturschutzsicht negativ zu bewerten sind. Weiter gehende For<strong>der</strong>ungen wie das<br />

Auslaufen <strong>der</strong> 1. Säule (Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik 2010, S. <strong>28</strong>) o<strong>der</strong> die<br />

Bereitstellung öffentlicher Gel<strong>der</strong> ausschließlich für öffentliche Güter (Kommission<br />

Landwirtschaft am Umweltbundesamt 2011, S. 4) wurden bisher in <strong>der</strong> Reform nicht bzw.<br />

nicht ausreichend aufgegriffen.<br />

Ebenfalls bleibt in <strong>der</strong> Einigung um die Agrarreform 2013 die Bedeutung insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Energie- und Klimaschutzpolitik für die landwirtschaftliche Entwicklung<br />

unberücksichtigt (Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim BMELV 2011). Dabei<br />

beeinflussen diese Politikbereiche die landwirtschaftliche Entwicklung in einigen<br />

Regionen maßgeblich und laufen den definierten Zielsetzungen <strong>der</strong> Agrar- und<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umwelt- und Naturschutzpolitik zuwi<strong>der</strong>. Eine verbesserte Abstimmung<br />

zwischen den verschiedenen Politikbereichen ist daher dringend notwendig (siehe auch<br />

KLU 2012).<br />

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