Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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Von besonderer Bedeutung sind die Geschwindig-<br />
keitswahl, das Abstandsverhalten <strong>und</strong> das Einschal-<br />
ten des Lichts auch am Tag. Zudem können die<br />
PW-Insassen ihr Verletzungsrisiko durch die Nutzung<br />
des Sicherheitsgurts reduzieren.<br />
Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit<br />
ist die Unfallursache Nummer 1. Mit steigender<br />
Geschwindigkeit nehmen die Unfallwahrscheinlichkeit<br />
<strong>und</strong> die Verletzungsschwere überproportional<br />
zu. R<strong>und</strong> 40 % der schwer oder tödlich<br />
verletzten PW-<strong>Lenkende</strong>n <strong>und</strong> -<strong>Mitfahrende</strong>n<br />
verunfallten, weil ein PW-Lenker mit überhöhter<br />
oder nicht angepasster Geschwindigkeit unterwegs<br />
war (Kap. V.2).<br />
Der Anteil an Motorfahrzeuglenkenden, der die<br />
Geschwindigkeitslimite übertritt, ist von der Ortslage<br />
abhängig <strong>und</strong> beträgt innerorts 16 %, ausserorts<br />
30 % <strong>und</strong> auf Autobahnen 22 %. Junglenker<br />
neigen stärker zum Schnellfahren als Personen<br />
anderer Altersklassen. Allerdings bekennt sich 1<br />
von 10 Automobilisten jeden Alters dazu, sich nie<br />
oder nur selten an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit<br />
zu halten [45]. Geschwindigkeitsdelikte<br />
sind die Ursache von 44 % aller Führerausweisentzüge<br />
(zum Teil kombiniert mit anderen Gründen)<br />
[14].<br />
Ungenügender Abstand ist ein weiterer Aspekt,<br />
der in engem Zusammenhang mit der Sicherheit<br />
steht (Kap. V.2.11). Unglücklicherweise kommt<br />
dieses Verhalten oft in Kombination mit einer nicht<br />
angepassten Geschwindigkeit vor, was die Unfallrelevanz<br />
erhöht. Beim Heckaufprall kann es insbesondere<br />
zu Schleudertraumen bzw. Nackenverletzungen<br />
kommen. Durch die teilweise langjährigen<br />
<strong>und</strong> schweren Leiden der Betroffenen ergibt sich<br />
ein beachtliches Public Health Potenzial.<br />
Gemäss Unfallstatistik im Strassenverkehr sind<br />
zwischen 2004–2008 7,6 % der schweren oder<br />
tödlichen Verletzungen bei PW-Insassen auf den<br />
Mangel «zu nahes Aufschliessen» zurückzuführen.<br />
Auf Autobahnen liegt dieser Wert viel höher<br />
(17,5 %) als auf Innerortsstrassen (8,6 %) oder<br />
Ausserortsstrassen (3,6 %).<br />
Verzicht auf Fahren mit Licht am Tag: Fahrzeuge<br />
ohne eingeschalteter Beleuchtung tagsüber<br />
werden schlechter <strong>und</strong> später erkannt. Zudem wird<br />
die Distanz zum Fahrzeug grösser <strong>und</strong> seine Geschwindigkeit<br />
geringer eingeschätzt als bei Fahrzeugen<br />
mit Licht.<br />
Der Effekt des Fahrens mit Licht am Tag hängt u. a.<br />
von der Umgebungsbeleuchtung, dem Breitengrad<br />
<strong>und</strong> den Wetterbedingungen ab (Kap. V.2.12,<br />
S. 97). In Deutschland [79] wurde ermittelt, dass<br />
durch eine obligatorische Einführung des Fahrens<br />
mit Licht am Tag die Anzahl der verletzen PW-<br />
Insassen um 3 % reduziert werden könnte. In der<br />
Untersuchung von Elvik et al. ist der Effekt eines<br />
Obligatoriums des Fahrens mit Licht am Tag noch<br />
höher: -10% Unfälle mit Verletzten bei frontalen<br />
<strong>und</strong> seitlichen Kollisionen von <strong>Personenwagen</strong> [80].<br />
Für die Schweiz liegen keine Ergebnisse über die<br />
Unfallrelevanz von Fahren mit bzw. Verzicht auf<br />
Tagfahrlicht vor.<br />
Verzicht auf den Sicherheitsgurt: Die Entstehung<br />
von schweren oder tödlichen Verletzungen<br />
Tabelle 39<br />
Risikofaktoren zu Fahrverhalten<br />
Risikofaktor Unfallrelevanz<br />
Unangepasste Geschwindigkeit *****<br />
Ungenügender Sicherheitsabstand **(*)<br />
Verzicht auf Tagfahrlicht *(*)<br />
Verzicht auf den Sicherheitsgurt<br />
* sehr gering / ***** sehr gross<br />
** (Verletzungsrelevanz)<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07 Massnahmenbereich: Mensch (Autoren: E. Walter, M. Cavegn) 133