Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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2.5.4 Kollisionsvermeidungssystem<br />
(ACA Advanced Collision Avoidance)<br />
(CMS Collision Mitigation System)<br />
Kollisionsvermeidungssysteme, die auch als aktive<br />
Gefahrenbremsung oder automatische Notbrems-<br />
systeme bezeichnet werden, warnen den Lenker<br />
nicht nur, sondern greifen zur Vermeidung einer<br />
sich anbahnenden Kollision aktiv ins Fahrgeschehen<br />
ein (Abbildung 42). Während gegenwärtig<br />
erhältliche Systeme nur eine (Teil-)Bremsung ausführen,<br />
sollen künftige Systeme auch automatisch<br />
ein Ausweichmanöver einleiten können [202]<br />
Derartige Technologien können nicht nur Unfälle<br />
verhindern, die durch visuelle Ablenkung (wie z. B.<br />
beim Bedienen der Musikanlage) verursacht werden,<br />
sondern auch solche, die durch die «Lookedbut-Failed-to-See»-Problematik<br />
entstehen. Gemeint<br />
sind damit Unfälle, bei denen sich das kritische<br />
Hindernis oder Fahrzeug durchaus im Sehfeld des<br />
unfallverursachenden Lenkers befand, ohne dass es<br />
von ihm erkannt wurde. Aus psychologischer Sicht<br />
wird dieses Phänomen zumeist mit Kapazitätsbegrenzungen<br />
der visuellen Aufmerksamkeit, der<br />
Selektivität des Prozesses des visuellen Abtastens<br />
oder der fehlerhaften Integration relevanter Merkmale<br />
der Szenerie erklärt [125].<br />
Wirksamkeit: Insbesondere Auffahrkollisionen<br />
lassen sich mit diesem System reduzieren. Wie<br />
Analysen von Auffahrunfällen aufdecken, haben<br />
die Verursacher in r<strong>und</strong> 20 % der Unfälle zwar voll<br />
gebremst, aber zu spät. Ferner wird bei fast 50 %<br />
aller Unfälle nicht ausreichend stark <strong>und</strong> in über<br />
30 % der Unfälle gar nicht gebremst [125].<br />
Eine amerikanische Untersuchung mit Fahrversuchen<br />
<strong>und</strong> Unfallanalysen kam zum Schluss, dass<br />
Kollisionsvermeidungssysteme 6 bis 15 % der Auf-<br />
fahrunfälle verhindern können [203]. Im Rahmen<br />
einer Simulatorstudie wurde abgeschätzt, dass<br />
Notbremssysteme die Anzahl Getötete um 7 %<br />
senken könnten <strong>und</strong> dabei ein sehr gutes Kosten-<br />
Nutzen-Verhältnis aufweisen [204]. Auf der Basis<br />
französischer Unfalldaten wurde ermittelt, dass<br />
Notbremssysteme die Anzahl schwerer <strong>und</strong> tödlicher<br />
Verletzungen um fast 15 % senken können<br />
(unter der Annahme, dass die Fahrzeuge gute<br />
Crash-Eigenschaften aufweisen) [205]. Eine Potenzialabschätzung<br />
unter Einbezug von Simulationen<br />
zur Vorhersage der Verletzungsfolgen ermittelte<br />
einen Wert von 9 % weniger Schwerverletzte<br />
[123]. Es muss festgehalten werden, dass die<br />
Potenzialabschätzungen verschiedener Studien sehr<br />
stark divergieren: Insgesamt reichen die Angaben<br />
von einigen wenigen Prozent bis weit über die<br />
Hälfte aller tödlichen Unfälle [140]. Neben methodischen<br />
Aspekten dürfte auch die technische Systemauslegung<br />
entscheidend für das konkrete Sicherheitspotenzial<br />
sein.<br />
2.6 Querführung<br />
Während die Systeme im vorherigen Kapitel die<br />
Fahrgeschwindigkeit regulieren, betreffen die nachfolgend<br />
dargestellten Systeme den Bereich des Len-<br />
Abbildung 42<br />
Vom Fahrzeug ausgelöste Notbremsung<br />
Quelle: Bosch<br />
160 Massnahmenbereich: Fahrzeug (Autor: M. Cavegn) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07