Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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Die SSUV berücksichtigt nur erwerbstätige Perso-<br />
nen. Zuzüglich der verletzten Senioren, Hausfrau-<br />
en, Studenten, Arbeitslosen usw. liegt die Zahl<br />
entsprechend höher (das Ausmass ist unbekannt).<br />
Nach Art. 34 Abs. 4 SVG ist allen Strassenbenüt-<br />
zern gegenüber ein ausreichender Abstand zu<br />
wahren, namentlich beim Kreuzen <strong>und</strong> Überholen<br />
sowie beim Neben- <strong>und</strong> Hintereinanderfahren.<br />
Art. 12 Abs. 1 VRV6 präzisiert, dass beim Hintereinanderfahren<br />
der Abstand ausreichen muss, um<br />
auch bei überraschendem Bremsen des vorausfahrenden<br />
Fahrzeugs rechtzeitig bremsen zu können.<br />
Als Faustregel dafür gilt der «Zwei-Sek<strong>und</strong>en-<br />
Abstand», d. h., dass der Sicherheitsabstand einer<br />
zurückgelegten Distanz mindestens 2 Sek<strong>und</strong>en<br />
entspricht.<br />
In Frankreich wurden ab 2002 grossangelegte<br />
Messungen zu den Zeitabständen zwischen den<br />
Fahrzeugen vorgenommen [76]. Die ersten Messungen<br />
wurden bei ca. 1 Mio. Fahrzeugen, verteilt<br />
auf 16 Standorte auf Autobahnen <strong>und</strong> Ausserortsstrassen,<br />
in der Haute-Normandie, zwischen März<br />
<strong>und</strong> August 2002 durchgeführt. Dabei hat sich<br />
herausgestellt, dass 22,7 % der <strong>Lenkende</strong>n (auch<br />
von Lastwagen) weniger als 2 Sek<strong>und</strong>en Sicherheitsabstand<br />
zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten.<br />
Bei 8,7 % ist der Abstand kleiner als 1 Sek<strong>und</strong>e.<br />
Bei dichtem Verkehr erhöht sich der Prozentsatz<br />
von <strong>Lenkende</strong>n, die weniger als 2 Sek<strong>und</strong>en<br />
Sicherheitsabstand einhalten, um mehr als<br />
das 2-Fache. Nachts wird der Sicherheitsabstand<br />
deutlich weniger oft unterschritten als tagsüber<br />
(Faktor 2).<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
6 Verkehrsregelnverordnung vom 13. November 1962,<br />
SR 741.11<br />
Es wird davon ausgegangen, dass diese Prozentsätze<br />
von <strong>Lenkende</strong>n, die den Sicherheitsabstand zum<br />
vorausfahrenden Fahrzeug nicht einhalten, in der<br />
Schweiz ähnlich sind.<br />
2.11.2 Gefahrenpotenzial <strong>und</strong> Unfallrelevanz<br />
Physikalisch-technische Tatsache ist, dass der grösste<br />
Teil der gefahrenen Geschwindigkeit beim<br />
Bremsen erst auf den letzten Metern des Bremsweges<br />
abgebaut wird [77]. Fehlt ein Zehntel des<br />
notwendigen Anhaltewegs, fährt man z. B. beim<br />
Anprall noch 18 km/h, falls die gefahrene Geschwindigkeit<br />
vor dem Anhalten 30 km/h war. Es<br />
scheint, dass insbesondere Neulenkende den Anhalte-Bremsweg<br />
infolge mangelnder Erfahrungswerte<br />
schlecht abschätzen können [77].<br />
Gemäss Unfallstatistik im Strassenverkehr sind<br />
zwischen 2004–2008 7,6 % der schweren oder<br />
tödlichen Verletzungen bei PW-Insassen auf den<br />
Mangel «zu nahes Aufschliessen» zurückzuführen.<br />
Auf Autobahnen liegt dieser Wert viel höher<br />
(17,5 %) als auf Innerortsstrassen (8,6 %) oder<br />
Ausserortsstrassen (3,6 %).<br />
2.11.3 Risikobeurteilung<br />
Die Risikobeurteilung des Fahrverhaltens bezüglich<br />
ungenügenden Sicherheitsabstands wird in Tabelle<br />
20 dargestellt.<br />
Tabelle 20<br />
Risikobeurteilung: Fahrverhalten. Ungenügender Sicherheitsabstand<br />
Risikofaktor Verbreitung GefahrenUnfallpotenzialrelevanz Ungenügender<br />
Sicherheitsabstand<br />
**(*) *** **(*)<br />
* sehr gering / ***** sehr gross<br />
96 Risikofaktoren (Autoren: Y. Achermann-Stürmer, G. Scaramuzza) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07