Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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zeit betrifft, die Fähigkeiten noch suboptimal. Den-<br />
noch besteht in der Fachliteratur bereits seit länge-<br />
rer Zeit weitgehend Konsens, dass diese Mängel<br />
zumindest bei schweren Unfällen keine nennens-<br />
werte Ursache darstellen [36]. Das gilt vor allem<br />
dann, wenn während der Lernphase nicht aus-<br />
schliesslich mit dem Fahrlehrer gefahren werden<br />
darf, sondern – wie dies in der Schweiz erlaubt ist –<br />
auch in Begleitung von fahrerfahrenen Laienpersonen.<br />
Dadurch erhalten die Neulenkenden mehr<br />
Fahrpraxis <strong>und</strong> erhöhen damit ihre Bedienungsroutine,<br />
bevor sie allein unterwegs sind. Im Rahmen<br />
der polizeilichen Unfallprotokollierung wurde die<br />
mangelnde Vertrautheit mit dem Fahrzeug als<br />
mögliche Unfallursache nur in 1,5 % der Fälle festgehalten.<br />
Empirische Untersuchungen haben aufgedeckt,<br />
dass eine zu starke Ausrichtung der Fahrausbildung<br />
auf die technische Fahrzeugbedienung sogar kontraproduktive<br />
Effekte haben kann, da es das Selbstvertrauen<br />
in die eigenen fahrtechnischen Fähigkeiten<br />
steigert <strong>und</strong> dazu verleiten kann, riskanter zu<br />
fahren [37,38].<br />
2.4.3 Risikobeurteilung<br />
Die Risikobeurteilung bezüglich der ungenügenden<br />
kognitiven <strong>und</strong> motorischen Fahrkompetenz wird<br />
in Tabelle 13 dargestellt.<br />
Tabelle 13<br />
Risikobeurteilung: Fahrkompetenz. Ungenügende kognitive<br />
<strong>und</strong> motorische Fahrkompetenz<br />
Risikofaktor Verbreitung GefahrenUnfallpotenzialrelevanz Ungenügende kognitive<br />
Fahrkompetenz<br />
* * *<br />
Ungenügende motorische<br />
Fahrkompetenz<br />
* * *<br />
* sehr gering / ***** sehr gross<br />
2.5 Fahrkompetenz: Mangelnde Gefahrenkognition<br />
<strong>und</strong> Selbstkontrolle<br />
2.5.1 Ausgangslage <strong>und</strong> Verbreitung<br />
Eine mangelnde Gefahrenkognition führt zu einer<br />
ungenügenden Anpassung an die Verkehrsumgebung<br />
<strong>und</strong> an andere Verkehrsteilnehmende [39].<br />
Selbstüberschätzung <strong>und</strong> Gefahrenunterschätzung<br />
im Strassenverkehr werden insbesondere den jungen<br />
<strong>und</strong> männlichen Lenkern zugeschrieben. Aber<br />
sie sind durchaus auch bei den restlichen <strong>Lenkende</strong>n<br />
vorzufinden. Selbstüberschätzung zeigt sich<br />
auch bei jenen jungen Männern, die aufgr<strong>und</strong> von<br />
Tiefeninterviews als «unsicher» eingestuft wurden.<br />
Sie selbst bezeichneten sich jedoch als sehr geschickte<br />
Fahrer mit einer guten Fahrzeugbeherrschung,<br />
Geschicklichkeit sowie einem guten Reaktionsvermögen<br />
[39].<br />
Fahrausbildung hat zum Ziel, eine Person zu befähigen,<br />
ein Motorfahrzeug sicher zu führen. Das<br />
beinhaltet nicht nur die motorische Fahrzeugbedienung,<br />
sondern auch die psychologisch-mentale<br />
Ebene. Durch den seit 1991 obligatorischen Verkehrsk<strong>und</strong>eunterricht<br />
(namentlich Verkehrssinnbildung<br />
<strong>und</strong> Gefahrenlehre) wurde der psychischen<br />
Fahrbefähigung bedeutend mehr Gewicht gegeben.<br />
In der neuen Fahrausbildung, die am 1. Dezember<br />
2005 in Kraft gesetzt wurde, werden ebenfalls auf<br />
emotional-motivationale Elemente, wie z. B. partnerschaftliches<br />
Fahren oder Erarbeiten von Strategien<br />
für ein sicherheitsförderndes Verhalten im<br />
Strassenverkehr, sowie auf psychoaktive Substanzen<br />
eingegangen.<br />
86 Risikofaktoren (Autoren: Y. Achermann-Stürmer, G. Scaramuzza) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07