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Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU

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Nichteignung postuliert, ohne dass dies vorher<br />

gutachterlich abgeklärt werden muss [27].<br />

Gemäss dem ADMAS des ASTRA [14] erfolgten im<br />

Jahr 2009 812 Ausweisentzüge wegen «charakterli-<br />

cher Nichteignung». Dies entspricht 1 % aller Aus-<br />

weisentzüge. Oft sind diese Entzüge mit Alkohol am<br />

Steuer, unangepasster Geschwindigkeit oder Fahren<br />

trotz Ausweisentzug verb<strong>und</strong>en. Zudem stellte sich<br />

heraus, dass diese Art von Nichteignung eher junge<br />

<strong>Lenkende</strong> betrifft. Für 18- bis 29-Jährige liegt der<br />

Anteil von Ausweisentzügen aufgr<strong>und</strong> von charak-<br />

terlicher Nichteignung bei 2 % 3 .<br />

In der Literatur finden sich viele Studien, die den<br />

Zusammenhang zwischen spezifischen Charakterzügen<br />

<strong>und</strong> Unfallrisiko untersucht haben [28–33].<br />

Ein Teil dieser Studien hat sich vor allem auf das<br />

Verhalten konzentriert, wie z. B. auf die Risikobereitschaft<br />

zu schnell zu fahren oder Verkehrsregeln zu<br />

verletzen. Andere Studien haben den Fokus mehr<br />

auf die Persönlichkeit gelegt. Dabei wird u. a. das<br />

«Fünf-Faktoren-Modell» (Big Five) der Persönlichkeit<br />

angewendet. Im Rahmen einer «meta-analytischen<br />

Review» wurde z. B. die Beziehung zwischen den<br />

fünf Dimensionen der Persönlichkeit (Extraversion,<br />

Liebenswürdigkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus,<br />

Offenheit für Erfahrung) <strong>und</strong> der Unfallimplikation<br />

untersucht [31]. Bei Extraversion, «niedriger<br />

Liebenswürdigkeit» <strong>und</strong> «niedriger Gewissenhaftigkeit»<br />

wurde ein signifikanter Zusammenhang mit<br />

der Verkehrsunfall-Implikation gef<strong>und</strong>en.<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

3 Es stellt sich die Frage, ob alle Fälle, die in den Kantonen registriert<br />

werden, auch in der ADMAS-Datenbank enthalten<br />

sind. 2009 wurden z. B. im Kanton Neuenburg, gemäss monatlichen<br />

Pressemitteilungen, mehr definitive Ausweisentzüge<br />

wegen charakterlicher Nichteignung ausgesprochen (20) als<br />

gemäss der ADMAS-Datenbank für die ganze Schweiz registriert<br />

wurden (7). Laut Aussage eines Verantwortlichen der<br />

ADMAS-Datenbank erklärt sich diese Diskrepanz möglicherweise<br />

dadurch, dass ein Teil der «definitiven Ausweisentzüge»<br />

als «Ausweisentzüge auf unbestimmte Zeit» bezeichnet<br />

worden sind.<br />

Ausserdem lassen verschiedene Studien vermuten,<br />

dass die Risikobereitschaft bzw. der Erlebnishunger,<br />

zum Teil genetisch bestimmt wird [28,34].<br />

Gewisse Hormone wie Norepinephrine, Testosterone<br />

<strong>und</strong> Dopamine sind im menschlichen Organismus<br />

unterschiedlich stark vertreten <strong>und</strong> beeinflussen<br />

je nach Zusammenspiel ein mehr oder weniger<br />

ausgeprägtes Risikoverhalten.<br />

Der Anteil der Personen, der aus charakterlichen<br />

Gründen für das Lenken eines <strong>Personenwagen</strong>s<br />

nicht geeignet sind, ist schwierig zu eruieren. Diese<br />

Personen können auch nicht klar von den durch<br />

Alkohol am Steuer oder unangepasste Geschwindigkeit<br />

auffällig gewordenen <strong>Lenkende</strong>n unterschieden<br />

werden. Gemäss Expertenrating wird von<br />

einer Prävalenz der <strong>Lenkende</strong>n mit charakterlicher<br />

Nichteignung von ca. 1 bis 2 % ausgegangen.<br />

2.3.2 Gefahrenpotenzial <strong>und</strong> Unfallrelevanz<br />

Diejenigen Studien, die den Fokus auf die Persönlichkeit<br />

gelegt haben, kommen tendenziell zu einem<br />

weniger eindeutigen Zusammenhang mit der<br />

Verkehrsunfall-Involvierung als diejenigen, die sich<br />

auf das Fahrverhalten konzentriert haben. Bei Personen<br />

mit einem risikoreichen Fahrverhalten (erhöhte<br />

Geschwindigkeit, Fahren ohne Führerausweis,<br />

bereits straffälliger Lenker) steigt die Wahrscheinlichkeit,<br />

sich in einem Verkehrsunfall zu verletzen,<br />

um 2- bis 4-mal [32,35].<br />

Personen, die sich für das sichere Fahren eines<br />

<strong>Personenwagen</strong>s als charakterlich ungeeignet erweisen,<br />

gehören zu einer Hochrisikogruppe. Ihr<br />

Anteil am Verkehrsgeschehen ist aber als gering<br />

einzustufen.<br />

84 Risikofaktoren (Autoren: Y. Achermann-Stürmer, G. Scaramuzza) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07

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