Download als PDF - Raphael Draschtak
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VII. Die militär-politische Lage in Bosnien-<br />
Herzegowina, Herbst 1994<br />
Die erfolgreichen militärischen Aktivitäten der bosnischen Regierungstruppen wie<br />
auch des HVO im Oktober und November 1994 ließen bei vielen Beobachtern die<br />
Frage aufkommen, ob nach fast drei Jahren Krieg ein strategischer Wendepunkt in<br />
Bosnien-Herzegowina erreicht war. Die Fakten: Eine zunehmend besser<br />
ausgerüstete, organisierte, geführte und motivierte bosnische Armee konnte,<br />
nachdem die ehemalige Front zu den Kroaten weitgehend ausgedünnt werden<br />
konnte, im Lauf des Sommers und vor allem im Herbst immer stärkere<br />
Truppenkonzentrationen gegenüber den Serben zum Ansatz bringen. Diese<br />
Entwicklung setzte beginnend und augenscheinlich mit dem kroatisch-moslemischen<br />
Friedensabkommen im Frühjahr 1994 ein und nicht erst im Herbst 1994. Auch hatte<br />
die bosnische Armee den Sommer über laufend kleinere militärische Erolge<br />
verzeichnen können. Eine qualitative Veränderung war im Herbst 1994 aber insofern<br />
zu verzeichnen, <strong>als</strong> die bosnische Armee nun in der Lage zu sein schien, nicht mehr<br />
in taktischem sondern auch in operativem Rahmen auf dem Gefechtsfeld tätig zu<br />
werden. Dies wurde insbesondere im Zusammenhang mit dem Ausbruch des V.<br />
Korps aus Bihac in Richtung Süden und dem versuchten Zusammenwirken mit dem<br />
VII. Korps in Zentralbosnien deutlich. Damit konnte die seit längerer Zeit beobachtete<br />
Taktik der bosnischen Armee, mit Hilfe der zahlenmäßig überlegenen Kräfte an<br />
mehreren Fronten gleichzeitig Angriffe gegen die Serben zu führen, erstm<strong>als</strong> in<br />
operativem Rahmen in (zumindest temporäre) weiträumigere Geländegewinne<br />
umgesetzt werden. Insoferne wäre von einer „operativen Wende” zu sprechen<br />
gewesen.<br />
In ihrem Bemühen, den serbischen Belagerunsgring um Sarajevo zu sprengen,<br />
konnten die bosnischen Truppen im Herbst 1994 ebenfalls taktische Erfolge erzielen.<br />
Insbesondere im Igman-Massiv nutzten sie, unter Mißachtung entsprechender<br />
Vorhaltungen und Aufforderungen seitens der UNPROFOR zum sofortigen Abzug,<br />
die seit Sommer 1993 entmilitarisierte Zone geschickt <strong>als</strong> Aufmarschraum gegen<br />
serbische Stellungen. Im Zuge der Bemühungen der UNPROFOR, eine<br />
Truppenentflechtung herbeizuführen, wurde um den 24.10. erstmalig das Feuer von<br />
bosnischen Einheiten auf einen französischen Verband eröffnet. Durch die Einnahme<br />
eines Höhenrückens bei Visoko wurden die Voraussetzungen für die ungehinderte<br />
Nutzung einer bedeutenden Versorgungsroute nach Nordbosnien durch die ABiH<br />
geschaffen. Darüberhinaus wurde der Ausgangspunkt für weitere Angriffe gegen den<br />
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