Download als PDF - Raphael Draschtak
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Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina die bosnische Armee nicht in der<br />
Lage sein würde, ihre Verbände den serbischen Einheiten ebenbürtig<br />
auszurüsten. 295 Daher hatte die weitgehende territoriale Gebundenheit der meisten<br />
Verbände in Bosnien neben dem naheliegenden Wunsch, die eigene Heimatregion<br />
und die ansässige Familie zu verteidigen, auch ausrüstungsbedingte Ursachen: “In<br />
Bosnia-Herzegovina, the lack of communication affected the command and control of<br />
both the Bosnian Serb and Bosnian government armies and emphasized the<br />
dominance of local territorial forces in their origins and the psychology of defending<br />
home territory. The Bosnian government tends to fight many battles with small units<br />
of 1.000 to 2.000. Even after December 1992, by which time the organization of a<br />
new army made it possible to launch serious campaigns, they continued to have<br />
difficulty concentrating forces and creating mobility.” 296<br />
Trotz der erdrückenden Überlegenheit der VRS bei schweren Waffen und der<br />
zunehmenden Frontstellung gegenüber den Kroaten schafften es die nach wie vor<br />
schlecht ausgerüsteten Regierungstruppen dennoch, den ersten Kriegswinter zu<br />
überstehen und stellenweise offensiv zu werden. So kam es zu Beginn des Jahres<br />
1993 zu den Grenzfluß Drina überschreitenden Artillerieduellen. Im Zuge dessen<br />
kam es erstm<strong>als</strong> wieder zum direkten Einsatz der JS gegen die bosnische<br />
Regierungsarmee. 297<br />
Serbischerseits wurde das Anwachsen der Kampfkraft und Entschlossenheit auf<br />
seiten der ABiH vor allem mit verstärkter Unterstützung durch Waffen und Truppen<br />
aus islamischen Staaten begründet. Entgegen anderslautenden Berichten vor allem<br />
der serbischen Medien dürfte die Zahl der auf seiten der bosnischen Moslems<br />
kämpfenden Freiwilligen insbesondere aus dem Iran, Afghanistan, Pakistan, Lybien,<br />
dem Sudan, Saudi-Arabien und der Türkei nicht höher <strong>als</strong> rund 600 gewesen sein.<br />
Sehr effektiv dürfte allerdings die Anwesenheit von Ausbildnern, möglicherweise<br />
Berufsoffiziere aus der Türkei und dem Iran, gewesen sein. 298 Beobachter Andreas<br />
Khol etwa ging nach einem Besuch im ehemaligen Jugoslawien im Sommer 1993<br />
von einer Stärke von 3.000 bis 6.000 Mann bei den Mujahedin-Kämpfern auf seiten<br />
der Bosnier aus. 299<br />
295 ÖMZ 3/1992. S. 233-234<br />
296 Woodward, Balkan tragedy. S. 266<br />
297 ÖMZ 2/1993. S. 128; nach APA 269 vom 17.1.1993<br />
298 ÖMZ 3/1992. S. 233-234<br />
299 Pressekonferenz mit Andreas Khol: Bosnien-Herzegowina: Wende oder Absturz? Zwischenbilanz<br />
eines Besuches im früheren Jugoslawien. (Wien, 19.7.1993) Unterlage S. 2<br />
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