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Generalmobilmachung drohte Verweigern und Deserteuren die Todesstrafe. 139<br />

Insgesamt dürfte die Teilmobilmachung nicht planmäßig verlaufen sein, allerdings ist<br />

nicht quantifizierbar, wie viele Reservisten sich der Einberufung entzogen. Der<br />

mangelnde Personalnachschub dürfte auch ein Grund für die folgende<br />

Generalmobilmachung in der „Autonomen Provinz Westslawonien” gewesen sein. Da<br />

sich serbische Soldaten zunehmend weigerten, unter den alten kommunistischen<br />

Symbolen zu kämpfen, schaffte das serbische Rumpfpräsidium am 16.10.1991 den<br />

Roten Stern an den Uniformen der Armee ab und verfügte <strong>als</strong> Ersatz die Anbringung<br />

eines Kreises mit den jugoslawischen Nationalfarben blau-weiß-rot, der von zwei<br />

Schwertern gekreuzt wird... 140 Der Name der Armee sollte von „Jugoslawischer<br />

Volksarmee“ in „Jugoslawische Streitkräfte” umgewandelt werden, um den Bruch zur<br />

kommunistischen Ideologie und Tradition zusätzlich zu unterstreichen 141 (in der<br />

Folge wird in der Abkürzungsform daher von den „JS“ zu sprechen sein).<br />

„Was sich jedoch feststellen läßt, sind Massenverweigerungen wie noch in keinem<br />

Krieg in Europa. Die Armeeführung beruft die Reservisten in den verschiedenen<br />

Regionen und Gebieten Serbiens in unterschiedlichem Ausmaß ein. Karoly Mirnicz,<br />

Demoskop des nach der Aufhebung der Autonomie aufgelösten statistischen<br />

Zentralamtes der Vojvodina, hatte genaue Zahlen von den Militärbehörden: ‘In der<br />

Vojvodina wurde 80 Prozent der Männer im wehrfähigen Alter einberufen, in Serbien<br />

insgesamt durchschnittlich 14 Prozent und in Belgrad nur vier Prozent.’ In der<br />

Vojvodina haben Mirnicz zufolge 75.000 Männer verweigert: Sie sind von der Armee<br />

desertiert, ihrem Einberufungsbefehl nicht gefolgt oder vorbeugend geflohen. Im<br />

Kosovo (...) ist die Einberufung zum Krieg ein weiteres Unterdrückungsmittel. Dort<br />

haben ebenfalls bereits 28.000 den Kriegsdienst verweigert. (...) In Belgrad sind nach<br />

Angaben der liberalen Wochenzeitung ‘Vreme’ bis Anfang Dezember nur 12 Prozent<br />

ihren Einberufungen gefolgt, in den anderen Teilen Serbiens auch nicht mehr <strong>als</strong> 24<br />

Prozent.” 142<br />

Der akute Mangel an Mannschaften auf serbischer Seite führte dazu, daß von Ende<br />

1991 bis Sommer 1992 kein Reservist Serbien mehr ohne Sondergenehmigung<br />

verlassen durfte. Danach wurde diese Regelung wieder etwas gelockert. 143 Zu<br />

erwähnen gilt es hiebei, daß die Armee wärend des Slowenien- und in der ersten<br />

139 Wirtschaftswoche 41/1991. o.S.<br />

140 ÖMZ 1/1992. S. 33<br />

141 ÖMZ 1/1992. S. 33; nach NZZ vom 25.10.1991<br />

142 PROFIL. S. 40<br />

143 Erdelitsch, Orter, Krieg auf dem Balkan. S. 76<br />

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