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Download als PDF - Raphael Draschtak

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Einflußmöglichkeiten politischer wie militärischer Art für sich persönlich und sein<br />

Staatswesen zu erhalten.<br />

In einer besonderen Situation befand sich diesen Transformationszustand betreffend<br />

die Jugoslawische Armee. Diese Armee, Anfang der 90er Jahre die viertstärkste in<br />

Europa, war sowohl im Offizierskorps <strong>als</strong> - aufgrund der bevölkerungsmäßigen<br />

Dominanz im Staat - auch bei den Mannschaften eindeutig von einer Völkerschaft,<br />

den Serben dominiert. Gleichzeitig traf sich diese serbische Dominanz mit einer<br />

eindeutigen kommunistisch-gesamtjugoslawischen Ausrichtung dies JNA-<br />

Offizierskorps und ließ daher angesichts drohender zentrifugaler Tendenzen die<br />

Instrumentalisierung der Armee „<strong>als</strong> Einigerin der Völker Jugoslawiens“ und Garant<br />

für den stabilen Fortbestand des Staatswesens aus Sicht vor allem der serbisch<br />

dominierten Zentralregierung nur logisch erscheinen.<br />

Gleichzeitig mußte die serbische Seite, in einer von der Interessenslage her rational<br />

erklärbaren symbiotischen Beziehung mit der Armeespitze <strong>als</strong> „sozialistischste“<br />

Institution im Staat und bedeutender Arbeitsgeber für zahlreiche Landsleute, davon<br />

ausgehen, daß ein „neues“ Jugoslawien, das dem Drängen der aus deren Sicht<br />

politisch unterdrückten und ökonomisch ausgebeuteten Republiken (v.a. Slowenien<br />

und Kroatien) in Richtung Unabhängigkeit nachgegeben hatte, für die starke Armee<br />

zu klein sein werde. Somit schwebte aus Sicht des Autors nicht nur über den Spitzen<br />

der slowenischen und kroatischen, später auch der bosnischen<br />

Unabhängigkeitsbestrebungen, repräsentiert durch die Republikspräsidenten Milan<br />

Kucan, Franjo Tudjman und Alija Izetbegovic, sondern auch über jenen der<br />

serbischen Führung, repräsentiert durch Slobodan Milosevic, die Gefahr, von der<br />

Armee zur Seite geschoben zu werden, sollte man sich mit ihr nicht in ihrem Sinne<br />

arrangieren (diese These stützt sich auch auf die Haltung des Westens, der noch<br />

1991 bestrebt war, Jugoslawien <strong>als</strong> Staat zu erhalten und zu diesem Behufe<br />

eventuell sogar eine militärische Dominanz im Staat zu dulden geneigt war, was<br />

anfangs zweifellos zu verstärktem offensiven Auftreten der Armee beitragen sollte).<br />

Milosevic hatte aufgrund der oben skizzierten strukturellen Verhältnisse im Staat die<br />

beste Ausgangsposition und reagierte am schnellsten.<br />

War die eher demonstrative Militärintervention der Bundesarmee in Slowenien<br />

seitens der serbisch dominierten Zentrale offenbar primär darauf ausgerichtet,<br />

einerseits die Slowenen für die Milosevic nicht zugesagte Hilfe gegen die Kroaten zu<br />

„bestrafen“ und den Kroaten die Entschlossenheit zu militärischem Vorgehen zu<br />

verdeutlichen, vor allem aber um die Armeeführung, die nach wie vor auf die<br />

Sicherung der Republiksgrenzen nach außen abzielte, zu kalmieren, so hatte sich<br />

der Charakter der Auseinandersetzung mit dem im Brioni-Abkommen Anfang Juli<br />

1991 zwischen Slowenien und der Belgrader Zentrale akkordierten Ausscheiden der<br />

nördlichsten Teilrepublik grundlegend gewandelt.<br />

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