Download als PDF - Raphael Draschtak
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gegenüber der JNA kaum nennenswerte Auswirkungen mit sich gebracht hatte, da<br />
es ohnehin permanent unterlaufen wurde.<br />
Jedenfalls hatten sich die kroatischen Streitkräfte bis zum Herbst 1991 an Kampfkraft<br />
und Organisation sichtlich konsolidiert und traten im strategisch wichtigen<br />
Westslawonien-Bereich zur Gegenoffensive an (offenbar, um nicht durch einen JNA-<br />
Vorstoß bis zur ungarischen Grenze in zwei Landesteile zerschnitten zu werden). Die<br />
JNA konnte trotz Einsatzes der Luftwaffe und von Raketen gegen die kroatische<br />
Hauptstadt Zagreb bis zum Jahresende keine nennenswerte territorialen Gewinnen<br />
mehr verbuchen und geriet im Gegenteil örtlich unter immer stärkeren kroatischen<br />
Druck. Das weitgehend hergestellte militärische Patt hatte zur Folge, daß der Krieg<br />
bereits einen beträchtlichen Zeitraum vor Inkrafttreten des von Cyrus Vance<br />
ausgehandelten Waffenstillstandes am 3.1.1992 in den meisten Kampfabschnitten zu<br />
einem regelrechten Stellungskrieg erstarrt war.<br />
Nach dem Abflauen der Kampfhandlungen in Kroatien (von deren Ende konnte<br />
keineswegs die Rede sein), vielmehr war der Waffenstillstand aus Sicht von<br />
Beobachtern nach wenigen Tagen wieder fast vollständig zusammengebrochen,<br />
sollte die Situation durch die Stationierung von über 13.000 UN-Soldaten entspannt<br />
und die Zeit des Waffenstillstandes zu Verhandlungen genutzt werden, um zu einem<br />
Abkommen zu gelangen. Allein die unterschiedliche Auslegung der relevanten<br />
Punkte im Waffenstillstandsabkommen zwischen Serben und Kroaten ließ die später<br />
bestätigte Befürchtung aufkommen, die Lage in Kroatien habe sich nur kurzzeitig<br />
beruhigt.<br />
Die Skeptiker die Lage in Kroatien betreffend sollten - betrachtet man die versuchten<br />
kroatischen Vorstöße des Jahres 1993 und die serbischen Antworten darauf - Recht<br />
behalten. Brach doch fast zeitgleich mit der vermeintlichen Stabilisierung der Lage in<br />
Kroatien der bewaffnete Konflikt in Bosnien aus. Auch hier war die serbische Seite<br />
<strong>als</strong> die am besten vorbereitete in den Krieg gegangen, hatte die meisten der aus<br />
Slowenien und dem unbesetzten Kroatien abgezogenen Armeeverbände in der<br />
Republik stationiert und die Einheiten kriegsbereit disloziert. Gleichzeitig brachte die<br />
serbische Führung ebenso wie die Kroaten die Erfahrungen aus dem Kroatien-<br />
Feldzug von 1991 mit und vermieden etwa eine Belagerung ihrer Kasernen durch<br />
rechtzeitiges Herausziehen ihrer Verbände ins Feld.<br />
Die kroatische Führung wiederum, die zuvor die Respektierung der Grenzen<br />
Bosniens betont hatte, stationierte gleichsam <strong>als</strong> Vorwärtsverteidigung bereits vor<br />
Kriegsausbruch im Frühjahr 1992 eine beträchtliche Anzahl an regulären Truppen<br />
und Material in der Nachbarrepublik (vor allem in der weitgehend offen<br />
beanspruchten Westherzegowina) und blieb <strong>als</strong> Militärfaktor während des gesamten<br />
Krieges in Bosnien präsent. Auch ist davon auszugehen, daß die bosnisch-<br />
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