Download als PDF - Raphael Draschtak
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Nach der (weitgehenden) Beendigung der Kampfhandlungen verfügte die KA im<br />
März 1992 nach Expertenmeinung (die Angaben beziehen sich auf Aussagen<br />
slowenischer Militärexperten) über rund 100.000 Mann, nachdem Anfang März etwa<br />
50.000 Mann demobilisiert worden waren. Als organisatorischer Rahmen dienten<br />
nach wie vor 9 bis 10 Korps bzw. Operative Gruppen. Zusätzlich waren 100.000<br />
Mann quasi <strong>als</strong> eine Art „Volkssturm” unter Waffen, die jedoch in keinen Verbänden<br />
zusammengefaßt waren und deren Kombattantenstatus äußerst fraglich war 161<br />
(Eines der wichtigsten Prinzipien des Kriegsaktionenrechts ist die Unterscheidung<br />
zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten. Art.3 HLKO verwendet die beiden<br />
Begriffe in einem engeren Sinn. Danach handelt es sich bei beiden Gruppen um<br />
Angehörige der Streitkräfte; die Kombattanten sind zum Kampf oder dessen Leitung<br />
bestimmt, Nichtkombattanten sind Militärärzte, Sanitäter, Feldgeistliche und<br />
Angehörige der Militärverwaltung). 162<br />
Bei den schweren Waffen soll die HV nach der Reorganisation über 200 bis 300<br />
Panzer, größtenteils modernisierte T-34, verfügt haben, die allerdings bestenfalls <strong>als</strong><br />
bewegliche Panzerabwehr in die Infanterieverbände integriert waren. Die Luftwaffe<br />
soll neben einigen Agrarflugzeugen über zwei bis drei MIG-21-Kampfflugzeuge sowie<br />
vier bis sechs Hubschrauber verfügt haben. Die rund 10.000 in Kroatien stationierten<br />
HOS-Kämpfer sollen bis zu ihrer Auflösung über keine eigenen Einheiten verfügt<br />
haben, sondern waren gruppenweise in die KA integriert. Obwohl sie sich nur durch<br />
das Abzeichen am rechten Ärmel von den Soldaten der HV unterschieden, wurden<br />
sie nicht von der Regierungsarmee ausgerüstet. 163<br />
Auch hatten die Kroaten - eingeengt wenngleich nicht wirklich gehindert durch das<br />
Waffenembargo - eine leistungsfähige eigene Waffenindustrie aufgebaut. “This<br />
(Embargo, Anm.) led to the development of new arms industries, such as Croatia’s<br />
construction of a fully equipped army, navy and air force of 110.000 troops by<br />
November 1992 from ist own plants - the Djuro Djakovic tank factroy, Zmaj aircraft<br />
center, and shipyards.” 164<br />
Angemerkt werden muß an dieser Stelle, daß die kroatische Führung bisweilen in<br />
Verdacht geriet, vor allem in der Anfangsphase des Krieges bewußt hohe<br />
Verlustraten in den eigenen Reihen in Kauf zu nehmen, um die Opferrolle in den<br />
161 ÖMZ 3/1992. S. 229<br />
162 Otto Kimminich, Einführung in das Völkerrecht. 5. Auflage (Tübingen - Basel 1993) 438<br />
163 ÖMZ 3/1992. S. 229<br />
164 Woodward, Balkan tragedy. S. 263<br />
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