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wiederum findet sein zentrales Symbol in der bis heute am Veitstag (Vidovdan, 28.<br />

Juni) in Erinnerung gebrachten ‘Schlacht auf dem Amselfeld’ (Kosovo Polje), bei der<br />

der serbische Adel im Kampf gegen die Osmanen unterging. 2 „Im Kosovo liegt das<br />

Amselfeld, myhtische Stätte einer 1389 von den Serben (und anderen<br />

Balkanvölkern) verlorenen Schlacht gegen die Türken, samt einem Kranz serbischer<br />

Klöster.“ 3 Seither ist der serbische Nationalismus „von der Idee des Blutopfers für die<br />

Christenheit und damit zugleich von einer anti-türkischen und anti-islamischen<br />

Einstellung geprägt; dem Westen hält man gern Undankbarkeit angesichts dieser<br />

heroischen Leistung vor.” 4 „Fürst Lazar, der serbische Heerführer (1389, Anm.),<br />

wurde von der serbisch-orthodoxen Kirche <strong>als</strong> Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben.”<br />

Eine weitere Zäsur im Verhältnis der Serben zu ihren Nachbarvölkern waren die<br />

skizzierten Ereignisse im Zweiten Weltkrieg, bekam doch Ante Pavelics Groß-<br />

Kroatien Bosnien-Herzegowina mit seiner serbischen Bevölkerung, die durch<br />

Massaker und Säuberungen stark dezimiert wurde, sowie Syrmien bis vor Belgrad. 5<br />

Angesichts dieser Vorbelastungen war es bemerkenswert, daß sich im Tito-<br />

Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt ein friedliches Zusammenleben<br />

zwischen den Völkern entwickeln konnte. 6 Die Serben aber sahen sahen dieses<br />

Jugoslawien „<strong>als</strong> ihren Staat an und beanspruchten darin <strong>als</strong> größtes Volk eine<br />

Führungsrolle, der sich alle anderen Völker unterzuorden hatten.” 7<br />

Nach dem Tod Titos 1980 kam es bald zu nationalistischen Auseinandersetzungen -<br />

beginnend 1981 im Kosovo - und angesichts einer immer größeren Wirtschaftskrise<br />

und eines sich weiter verstärkenden Nord-Süd-Wirtschaftsgefälles (das etwa Paul<br />

Lendvai schon 1970 ausgemacht hatte: „Die in so vielen Ländern bestehenden<br />

Gegensätze zwischen Zentralgewalt und Regionalismus, die Kluft zwischen Reichen<br />

und Armen, bekommen hier erst durch die tiefen und vererbten nationalen<br />

2 Heinrich Schneider, Friede für Bosnien-Herzegowina?: Ein Vertragswerk <strong>als</strong> Herausforderung für<br />

Europa (Bonn 1996) 11-12 und Klemens Ludwig, Europa zerfällt (Reinbek bei Hamburg 1993) 136f.<br />

3 DER SPIEGEL 11/1998. S. 149<br />

4 Schneider, Friede für Bosnien-Herzegowina? S.11-12 und Ludwig, Europa zerfällt. S.136f.<br />

5 Milo Dor, Leb wohl, Jugoslawien. Protokolle eines Zerfalls. 3., erweiterte Auflage (Salzburg-Wien<br />

1996) 52<br />

6 Schneider, Friede für Bosnien-Herzegowina? S.12<br />

7<br />

Erwin Konjecic, Die Unabhängigwerdung Kroatiens. Diplomarbeit zu Erlangung des<br />

akademischen Grades eines Magisters der Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg 1995.<br />

21<br />

5

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