Download als PDF - Raphael Draschtak
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Die Auseinandersetzung der im Verlauf des Sommers 1991 weitgehend zu einer<br />
serbischen Armee mutierten Bundesarmee und den jungen kroatischen Streitkräften<br />
kann somit in Verlauf und Charakteristik in keinster Weise mit jener in Slowenien<br />
verglichen werden. An Slowenien hatte die serbische Führung keinerlei Interesse,<br />
lebten dort doch praktisch keine Serben und waren die Slowenen militärisch gut<br />
vorbereitet. Gleichzeitig verlor die serbische Führung - was zahlreiche Jugoslawien-<br />
Verfechter beklagten, aus Sicht Milosevics aber intendiert war - die Option, weiterhin<br />
<strong>als</strong> Verfechter eines Jugoslawien unter Einschluß aller sechs Teilrepubliken auftreten<br />
zu können.<br />
Um einerseits die Armee aktiv und bei der Stange zu halten, gleichzeitig die JNA <strong>als</strong><br />
Arbeitgeber für die eigenen Landsleute ebenso wie die zahlreichen Rüstungsbetriebe<br />
und militärischen Anlagen in Kroatien und vor allem in Bosnien zu erhalten, vollzog<br />
die serbische Spitze unter Federführung Miliosevics, der taktisch geschickt genug<br />
war, nach Bedarf ständig zwischen Nationalismus und Sozialismus zu lavieren (in<br />
Wahrheit jedoch mit größter Sicherheit werder der einen noch der anderen<br />
Geisteshaltung zuneigte sondern diese vermutlich - im Unterschied zu Tudjman -<br />
lediglich instrumentalisierte), im Sommer 1991 den Schwenk hin zur Propagierung<br />
einer an sich jahrhundertealten „großserbischen Idee“ unter Einschluß großer Teile<br />
(nicht nur serbisch besiedelter) Kroatiens und Bosniens bis an die Adria.<br />
Als Partner boten sich dabei die vom kroatischen Nationalismus provozierten<br />
Bewohner der kroatischen Krajina, Nachkommen der serbischen Wehrbauern in der<br />
Donaumonarchie, an. In weitgehend enger Kooperation ging die Armee ab Juli 1991<br />
offen gegen kroatische Freischärler und die neue Kroatische Nationalgarde, die sich<br />
zuvor mit illegalen Waffenimporten primär aus Osteuropa versorgt hatte, vor.<br />
Konnten die Kroaten - obwohl zahlenmäßig überlegen - zumindest in der<br />
Anfangsphase den bisweilen wuchtigen mechanisierten Vorstößen der<br />
Bundeseinheiten wenig entgegensetzen (was sich im Sommer in ständigem<br />
Geländeverlust widerspiegelte), zeigte sich doch ab Spätsommer, daß die JNA im<br />
gleichen Maße an Substanz verlor wie die Kroatische Armee stärker wurde. Zu<br />
diesem Umstand trug der Faktor bei, daß die serbische Seite trotz Eingliederung der<br />
von der Bundesarmee zumeist bewaffneten Freischärlerverbände in reguläre<br />
Armeeinheiten zu Jahresende 1991 (wie später auch in Bosnien) unter akutem<br />
Personalmangel ebenso wie unter der internationalen Ächtung wegen des<br />
militärischen Vorgehens und gewalttätiger Exzesse einiger Einheiten gegen Zivilisten<br />
litt. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, daß entgegen anderslautenden<br />
Meinungen das Ende September von der UN verhängte Waffenembargo 480 gegen<br />
das gesamte ehemalige Jugoslawien auch für die Kroaten trotz ihres „Startnachteils“<br />
480 Das Waffenembargo wurde in der Tat von Anbeginn an nur bedingt eingehalten und unzureichend<br />
kontrolliert bzw. später von mehreren Zuliefererstaaten gezielt gebrochen oder ignoriert.<br />
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