Download als PDF - Raphael Draschtak
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Führung operiert haben. Manche kroatische Soldaten verließen ihre Stellungen,<br />
sobald sie unter Beschuß gerieten (bisweilen wurde von Drogenkonsum an der Front<br />
auf kroatischer Seite berichtet) 102 Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit der NG, die<br />
maßgeblich von der besser ausgerüstet und ausgestatteten kroatischen<br />
Sonderpolizei unterstützt wurde, verlor Kroatien gegenüber den von der JNA<br />
unterstützten Tschetniks bis Mitte September 42 Prozent seines Territoriums, vor<br />
allem Zwischengelände und kleinere Ortschaften. 103<br />
Es ist anzunehmen, daß bereits die ersten Erfolge der serbischen irregulären<br />
Verbände zu einem großen Teil den wohlwollenden bis direkt unterstützenden<br />
Operationen der JNA zuzuschreiben waren, die im Juli/August nach der Einberufung<br />
serbischer Reservisten endgültig zu einer beinahe rein serbischen Armee mutierte.<br />
Mag sein, daß es anfangs tatsächlich die Absicht der Armee war, die Streitparteien<br />
zu trennen und weiteres Blutvergießen zu verhindern. Aber bereits in dieser Phase<br />
kam es örtlich zu eindeutiger Kooperation von Tschetnik-Verbänden und der JNA,<br />
die den Tschetniks ihr Aufklärungssystem zur Verfügung stellte und den Schild für<br />
deren Kleinkriegs-Aktivität abgab. Dort, wo die JNA nicht direkt angriff, begannen die<br />
serbischen Verbände systematisch mit Steilfeuer auf die kroatischen Ortschaften zu<br />
wirken, um einerseits die Bevölkerung zu vertreiben und die Verteidiger sturmreif zu<br />
schießen. Der NG wurde so in vielen Fällen die Möglichkeit genommen, die im<br />
Schatten der Armeeinheiten agierenden Tschetnik-Verbände zu zerschlagen,<br />
umgekehrt traf sie nach solchen Versuchen häufig der Verteidigungsschlag der JNA.<br />
Die Angriffe der Armee wurden durch die Luftwaffe massiv unterstützt, die auch zivile<br />
Ziele angriff. Bereits Mitte Juli zeichnete sich mit der Bombardierung von<br />
Ausbildungslagern der NG ein offener und direkter Einsatz der JNA gegen die NG<br />
ab. Ende August wurde ersichtlich, daß die JNA direkt an der Realisierung der<br />
serbischen Kriegsziele interessiert war. Wie aus Medien, einschließlich<br />
jugoslawischer, abgeleitet werden kann, standen wahrscheinlich Teile der 1.mech.<br />
Div. aus dem Raum Belgrad, mechanisierte Verbände des XVII. Korps (Tuzla) und<br />
des XII. Korps (Novi Sad) in der Baranja und Südost-Slawonien. Die 329. PzBrigade<br />
aus Banja Luka sowie möglicherweise Kräfte des V. Korps (Banja Luka) sowie des<br />
XXXII. Korps (Varazdin, Bjelovar) kamen insbesondere in der Banija und in<br />
Westslawonien zum Einsatz. In Mitteldalmatien waren Meldungen zufolge Kräfte aus<br />
dem Raum Knin im Einsatz, insbesondere auch eine Brigade dieses Korps vor<br />
Sibenik. Nach Süddalmatien seien ab September über Bosnien-Herzegowina Kräfte<br />
des XXXVII. Korps (Titovo Ulice) und des II. Korps (Titograd) verlegt worden. Diese<br />
102 Dies war 1991 selbst kroatischen Zivilisten in der Hauptstadt Zagreb bekannt<br />
103 ÖMZ 6/1991. S. 499; nach APA 284 vom 16.8.1991<br />
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