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Hochverrat.” 17 Die eigentliche Frage dabei war in der Anfangsphase des Krieges:<br />

„Was für einen Krieg führt man zur Zeit in Bosnien-Herzegowina? Ist es nur eine<br />

Konsequenz der serbischen (und auch kroatischen) Aggression von außen, oder hat<br />

man es auch mit einem Bürgerkrieg zu tun? Meines Erachtens ist der Krieg in<br />

Bosnien-Herzegowina eine Kombination aus äußerer Aggression, Bürgerkrieg,<br />

Religionskrieg und Bandenkrieg. Diese Antwort umfaßt alle anderen Fragen<br />

politischer, militärstrategischer oder völkerrechtlicher Natur.” 18 Mit anderen Worten:<br />

Die Frage, ob der Konflikt in Bosnien und Kroatien primär „ethnisch-religiöser” oder<br />

„politisch-nationalistischer“ Natur war und ist, ist sehr umstritten. 19 Den<br />

Forschungsergebnissen des Autors zufolge dürfte es sich um eine Symbiose beider<br />

Faktoren handeln.<br />

Titos Reich war somit seit dessen Tod 1980 zerfallen, „<strong>als</strong> die äußere Bedrohung<br />

weg war, <strong>als</strong> sich der innere Zusammenhalt des Vielvölkerstaates durch den Bankrott<br />

des Genossenschafts-Kapitalismus lockerte und er sich schließlich durch<br />

Demokratisierung zersetzte. Innerhalb und außerhalb der KP tauchten<br />

nationalistische Gruppen auf, die bald die Oberhand gewannen. Die neue Macht<br />

errang, wem es am besten gelang, die Zerteilung des Staates durch Nächstenhaß zu<br />

organisieren.“ 20 Der serbische Präsident Slobodan Milosevic übernahm in diesem<br />

Transformationsstadium diese politische - und gemeinsam mit der Armee bald auch<br />

die militärische - Initiative. Dabei sollte er Interessen und Konstellationen geschickt<br />

ausnutzen. Milosevic war keineswegs darauf aus, „sich alle anderen zu unterwerfen.<br />

Das wollte nur die alte Armeeführung, die er ausnutzte und betrog.“ 21<br />

Zugute kam dem serbischen Präsidenten dabei die weitgehenden Passivität vor<br />

allem des Westens, die politischem Kalkül und f<strong>als</strong>cher Einschätzung entsprach.<br />

„Vier Tage vor Kriegsbeginn, Ende Juni 1991, besuchte der amerikanische<br />

Außenminister James Baker die Belgrader Führung und erklärte die bevorstehenden<br />

Unabhängigkeitserklärungen Sloweniens und Kroatiens für ‚illegal‘. Die USA würden<br />

sie nicht anerkennen. Ähnlich dachten und redeten britische und französische<br />

Diplomaten.“ 22<br />

17 Zarko Puhovski, Der Krieg in Bosnien-Herzegowina und der serbisch-kroatische Konflikt<br />

(o.O., o.J.) 302<br />

18 Ebenda. S. 303<br />

19 Carsten Wieland, Die aktuellen Konfliktlinien in Bosnien-Herzegowina. In: Südosteuropa<br />

Mitteilungen, 1995/Nr.3 - 35. Jahrgang, 195<br />

20 PROFIL 39/1995. S. 72<br />

21 Ebenda. S. 72<br />

22 Ebenda. S. 72<br />

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