Download als PDF - Raphael Draschtak
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Anzahl von Panzern und Geschützen mitgebracht hatten. Am 16. Juni hatten die<br />
Präsidenten Izetbegovic und Tudjman ein offizielles Militärabkommen zwischen den<br />
zwei Ländern unterzeichnet, das den Einsatz sowohl der kroatischen Streitkräfte <strong>als</strong><br />
auch der örtlichen HVO-Truppen legitimierte.” 250 Aber schon mit dem Einfließen der<br />
paramilitärischen HOS-Verbände (deren Truppen in Bosnien im August 1992 in die<br />
Struktur des HVO eingegliedert wurden 251 ) - was von der kroatischen Führung<br />
zumindest nicht verhindert wurde - und erst recht mit dem Einsatz regulärer<br />
kroatischer Armee in Bosnien-Herzegowina, war auch seitens der Kroaten die<br />
Grenze hin zur direkten Strategie überschritten worden. So wurde etwa seitens der<br />
im Raum befindlichen EG-Beobachter festgestellt, daß Einheiten der 108. HV-<br />
Brigade in der Gegend um Derventa und Doboj im Einsatz waren. Gleichzeitig wurde<br />
von Beobachtern konstatiert, daß Tudjman auf die bosnischen Kroaten mehr Einfluß<br />
zu haben schien <strong>als</strong> Milosevic auf die bosnischen Serben. 252 Die Umsetzung der<br />
kroatischen Konzeption betreffend Bosnien sollte im Rahmen einer Offensivstrategie<br />
mit vorerst defensiven Operationen erfolgen. 253 Vielfach wurde kolportiert, Kroaten<br />
und Serben hätten sich in Gestalt der Präsidenten Tudjman und Milosevic Ende März<br />
1991 in Karajordjevo auf eine territoriale Aufteilung Bosniens auf Kosten der<br />
bosnischen Moslems geeinigt. 254 Mangels stichhaltiger Beweise muß das Abkommen<br />
jedoch vorläufig <strong>als</strong> Mutmaßung bezeichnet werden. Sefer Halilovic jedenfalls hielt im<br />
Gespräch mit dem Autor daran fest: „That’s why a kind of permanent cease-fire<br />
existed between Croatian and Serbian forces in Bosnia during the war to go together<br />
against the Muslim forces.“ 255<br />
Vor allem durch ihre mittlerweile nicht unbeträchtliche Ausstattung mit schweren<br />
Waffen war die HVO - sollte sie in Kämpfe mit den Serben verwickelt werden -<br />
vielmehr <strong>als</strong> die ABiH in der Lage, die serbische Armee in Bosnien aufzuhalten. Im<br />
Sommer 1992 verfügte die HVO - vor allem aus erbeuteten JNA-Beständen - über<br />
250 Malcolm, Geschichte Bosniens. S.275. Zitiert nach: Daniel Bethlehem, Marc Weller (Hg.), The<br />
“Yugoslav” Crises in International Law (Cambridge 1993 oder 1994) o.S.<br />
251 Gustenau, Pfeifer, Bosnien-Herzegowina. In: Gießmann, Schlichting (Hg.), Handbuch Sicherheit. S.<br />
74<br />
252<br />
Kommentar von Marinko Culic, Split weekly “Feral tribune”, June 5, 1995. Internet:<br />
http://mediafilter.org/MFF/Mon.sp.html<br />
253 ÖMZ 4/1992. S. 313<br />
254 Silber, Little, Bruderkrieg. S. 441<br />
255 Gespräch mit Gener<strong>als</strong>tabschef ABiH a.D. Sefer Halilovic, Sarajevo, August 1997<br />
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