Download als PDF - Raphael Draschtak
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VI.IV. Die militärische Entwicklung ab Frühjahr 1994<br />
Bis in das Frühjahr 1994 hatten die bosnisch-serbischen Streitkräfte mit Hilfe der JS<br />
im Rahmen einer offensiven Kriegführung, „die allerdings an der Grenze zum<br />
subkonventionellen Niveau anzusiedeln war“ 364 , 70 Prozent des Territoriums von<br />
Bosnien-Herzegowina erobern können. „Seit dem Erreichen des<br />
Kräftegleichgewichts in Bosnien-Herzegowina und der Erfüllung nahezu aller<br />
Kriegsziele der SR ist die Armee der SR zunehmend mit Verteidigungsaufgaben<br />
betraut.” 365 Seit dem Frühjahr 1994 war es somit Aufgabe der sieben Korps der<br />
bosnisch-serbischen Armee „im Rahmen einer reaktiven Defensivstrategie die<br />
eroberten Territorien zu halten und örtlich die Positionen im Rahmen räumlich<br />
begrenzter Offensiven zu verbessern.” 366<br />
1994 war zwar die Armee der bosnischen Serben nach wie vor die am besten<br />
ausgerüstete Armee der Kriegsparteien, wobei der größte Teil der schweren Waffen<br />
aus Beständen der JNA stammte. Darüber hinaus fungierte generell die<br />
jugoslawische Rüstungsindustrie <strong>als</strong> Hauptlieferant der Armee der bosnischen<br />
Serben. In die Rüstungsindustrie der RJ sind auch sieben Produktionsstätten auf<br />
dem Gebiet der Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina arbeitsteilig integriert.<br />
Meldungen zufolge deckte die FRJ den Bedarf an Benzin und Kerosin für die VRS<br />
zur Gänze und lieferte Spezialersatzteile für die Waffensysteme. 367<br />
Trotz der weitgehenden Vernetzung aller serbischen Streitkräfte und der<br />
überlegenen Feuerkraft war die militärische Lage zu Jahresmitte 1994 für die<br />
Föderation stabil. Die ABiH konnte - trotz nach wie vor beträchtlicher Mängel in der<br />
Kampfführung - zusehends ihre Überlegenheit betreffend Truppenstärke gegenüber<br />
der VRS ins Treffen führen. „Aufgrund der Lageentwicklung bis in den Sommer 1994<br />
schien es, <strong>als</strong> könnten die Verbände der SR an keiner der Fronten eine<br />
entscheidende Offensive gegen die Truppen der Föderation durchführen. Aus Sicht<br />
der bosnischen Armeeführung wurde der Wendepunkt zugunsten der bosnischen<br />
Seite überschritten. Seither konnten, nach der Konsolidierung der Streitkräfte der<br />
Föderation, keine entscheidenden Geländegewinne mehr erreicht werden, vielmehr<br />
364 Gustenau, Pfeifer, Bosnien-Herzegowina. In: Gießmann, Schlichting (Hg.), Handbuch Sicherheit.<br />
S. 77<br />
365 Ebenda. S. 77<br />
366 Ebenda. S. 78<br />
367 Ebenda. S. 75<br />
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