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ihrer nationalistischen Führung aufgewiegelten, Serben im Land und denen der<br />

Führung in Belgrad diametral entgegenstehen. Die im Jänner 1991 ausgesprochene<br />

Ankündigung des kroatischen Staatspräsidiumsmitglieds und Tudjman-Vertrauten<br />

Stipe Mesic, in Knin werde bald wieder die kroatische Fahne wehen, sowie die<br />

negative Grundhaltung der Regierung und Ausschreitungen bzw. Einschüchterungen<br />

von Serben durch extremistische kroatische Kräfte trugen nicht dazu bei, das<br />

Vertrauen der Serben in die kroatische Führung und Unabhängigkeitsambitionen zu<br />

stärken. 98<br />

Gleichzeitig schien sich mit Fortschreiten der Kampfhandlungen in Kroatien im<br />

Verlauf des Sommers die JNA-Führung immer weiter von den Anweisungen<br />

politischer Instanzen - zumindest so sie von kroatischen Staatsrepräsentanten<br />

kamen - zu emanzipieren. So zeigte die völlige Ignoranz der Befehle von<br />

Staatspräsident Mesic am 5.9. und 8.9. seitens der JNA, sich unverzüglich an das<br />

Waffenstillstandsabkommen zu halten und in die Kasernen einzurücken, wie sehr<br />

sich die Armee von der zivilen politischen Führung entfernt hatte. Ein neuerliches<br />

Ultimatum von Mesic am 11.9. an die JNA, sich binnen 48 Stunden in die Kasernen<br />

zurückzuziehen, wurde von Verteidigungsminister Kadijevic <strong>als</strong><br />

Kompetenzüberschreitung abgetan. Mesic sprach daraufhin offen von einem<br />

Militärputsch und ersuchte am 17.9. den UNO-Sicherheitsrat formell um<br />

Truppenentsendungen. 99<br />

Daß sich die Armee kaum mehr an Anweisungen der jugoslawischen Führung hielt,<br />

sondern im Gegenteil die Bundesregierung unter Druck zu setzten versuchte, zeigte<br />

kurz davor ein Fernsehauftritt von Verteidigungsminister Kadijevic. Das<br />

Staatspräsidium oder „das, was sich die Führung Jugoslawiens nennt“, solle sofort<br />

mit Gesprächen über die Zukunft des Landes beginnen, befahl er und setzte eine<br />

Frist bis zum 15. August. Als dieses Ultimatum nicht fruchtete, setzte die<br />

Bundesarmee ihre Angriffe in Kroatien weiter fort. 100<br />

Mitverantwortlich für die Niederlagen der kroatischen Nationalgarde (NG) in dieser<br />

Phase des Konfikts dürften nach Auffassung westlicher Militärattaches das Fehlen<br />

einer einheitlichen Führung in Zagreb, mangelndes taktisches Geschick der<br />

Kommandanten und fehlende Disziplin der Truppe sein. 101 Da es in Ermangelung<br />

eines effektiven zentralen Oberkommandos kaum eine echte operative Planung und<br />

Führung gab, sollen die Kommandanten in Slawonien unabhängig von jeglicher<br />

98 „Bruderkrieg“. 2. Folge<br />

99 ÖMZ 6/1991. S. 498<br />

100 Gelhard, Ab heute ist Krieg. S.136<br />

101 ÖMZ 6/1991. S. 499; nach APA 284 vom 16.8.1991<br />

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