Download als PDF - Raphael Draschtak
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gesamten Territorium Kroatiens. Sowohl Serbien wie auch Kroatien setzten zu<br />
diesem Zeitpunkt große Hoffnungen auf die Stationierung der UNO-Truppen in den<br />
Schutzzonen, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Während die Kroaten auf<br />
die „Befreiung” und Rückerlangung der von serbischen Freischärlern und Armee<br />
besetzten Gebiete hoffte, rechnete die serbische Führung damit, daß eine<br />
Volksabstimmung der vorwiegend serbischen Bevölkerung - nach Flucht der meisten<br />
Kroaten - die Abspaltung von Kroatien mit sich bringen würde. 186 "The Serbs and<br />
their local community had by this time secured their objectives in Croatia and heavy<br />
fighting was dying down.” 187<br />
Ab 21. Februar 1992 trafen die 14.000 UN-Soldaten in Kroatien ein. 188 Im März 1992<br />
beschloß das von Serben dominierte jugoslawische Rumpfparlament<br />
nichtsdestotrotz, daß die jugoslawischen Bundesgesetze genauso in den von der<br />
Jugoslawischen Armee und den serbischen Verbänden besetzten Gebieten gelten<br />
sollen, auch nach der Stationierung von UN-Friedenstruppen. 189 So sollte der<br />
Anspruch auf die besetzten Gebiete Kroatiens unterstrichen werden.<br />
Der von Vance vermittelte Waffenstillstand und die Truppenentflechtung sowie die<br />
Stationierung der UN-Truppen in den besetzten serbischen Gebieten Kroatiens hatte<br />
aber von Anfang an mit großen Problemen zu kämpfen. Beide Kriegsparteien waren<br />
bestrebt, aus den zum Teil unterschiedlich auslegbaren Bestimmungen Vorteile zu<br />
ziehen. Faktisch hatte sich aber mittelfristig die serbische Auslegung - Einfrierung<br />
des militärisch erreichten Status quo und Nicht-Rückkehr der kroatischen<br />
Bevölkerung sowie de facto-Aufrechterhaltung des Bewaffnungszustandes der<br />
eigenen Einheiten (die vormaligen Soldaten wurden meist einfach in Polizisten<br />
„umgewandelt“) - durchgesetzt. Auch wirkte sich der fast gleichzeitige Ausbruch des<br />
Bosnien-Krieges auf die deeskalierend angelegte Stationierung der UN-Einheiten in<br />
Kroatien negativ aus. „Das zentrale politische Ziel des Vance-Planes, die durch die<br />
Waffenruhe entstandene Entspannung zwischen den Kampfparteien für eine<br />
intensive Verhandlungsphase über Kroatien zu nutzen, brach zusammen. (...) Das<br />
optimistische Vance-Konzept, das auf eine bevorstehende endgültige<br />
186 ÖMZ 2/1992. S. 106<br />
187 Anthony Parsons, From cold war to hot peace. UN Interventions 1947-1994 (London 1997) 226<br />
188 PROFIL 48/1995. S. 70<br />
189 Gelhard, Ab heute ist Krieg. S. 152<br />
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