Download als PDF - Raphael Draschtak
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Auseinandersetzungen dar: Nicht nur, daß der Einsatz der Flugzeuge gegen das<br />
Flugverbot der Vereinten Nationen verstieß, die Flugzeuge hatten auch die<br />
international anerkannte Grenze zwischen Kroatien und Bosnien überflogen.“ 426<br />
Die NATO hatte zwar mit Luftangriffen reagiert, aus Sicht Holbrookes „aber ganz<br />
anders, <strong>als</strong> ich es mir erhofft hatte: Am folgenden Tag verkündete ein Nato-Sprecher,<br />
die Allianz habe - in der massivsten Militäraktion ihrer Geschichte - einen Luftangriff<br />
auf die Startbahn bei Udbina gefolgen. Zum Beleg veröffentlichte die Nato Luftbilder<br />
von der Startbahn, auf denen Bombenkrater zu erkennen waren. Wie sich jedoch<br />
vierundzwanzig Stunden später herausstellte, war die angeblich ‚massive<br />
Militäraktion‘ nichts mehr <strong>als</strong> eine Reihe kleinerer Luftangriffe gewesen, sie später in<br />
der Presse ebenso verächtlich wie zutreffend <strong>als</strong> ‚Nadelstiche‘ bezeichnet wurden.<br />
Die Serben benötigten gerade einmal zwei Tage, um die Startbahn wieder<br />
herzurichten. Die Vereinten Nationen verfielen wieder einmal in ihre vorherige<br />
Passivität, während sich die Serben auf die Winterpause vorbereiteten.“ 427<br />
Zuvor war eine wesentliche militärische Entscheidung Ende Oktober/Anfang<br />
November in Westbosnien gefallen: Die Stadt Kupres, die vor dem Krieg mit knapp<br />
51 Prozent gegenüber 39,6 Prozent Kroaten und nur 8,4 Prozent Moslems eine recht<br />
deutliche serbische Bevölkerungmehrheit aufwies 428 , war von HVO-Einheiten, die<br />
darüber liegenden Höhenzüge von der ABiH erobert worden. Den Oberbefehl über<br />
die HVO-Truppen hatte General Miljenko Lasic. Mit Kupres - das im Rahmen der<br />
schnellen serbischen Frühjahrsoffensive 1992 erobert worden war - war die Straße<br />
von Bugojno nach Livno, aber auch der Schlüssel zur späteren Einnahme von Jajce<br />
und Donji Vakuf genommen worden. Im Zuge von Operation „Oluja” gelang es<br />
schließlich, den nördlich von Kupres gelegenen Berg Demirovac (1535 Meter) zu<br />
stürmen, der zuvor von ABiH-Einheiten mehrm<strong>als</strong> vergeblich berannt worden war.<br />
Die größte Waffe der Bosnier gegenüber den Serben war auch bei Kupres die<br />
Beweglichkeit. Die serbischen Frontlinien waren über 1500 Kilometer lang, überdehnt<br />
und truppenmäßig unzureichend besetzt. Ebenso waren die Serben vor allem im<br />
Bereich der schweren Waffen immobil und bezüglich Kampfmoral und Disziplin <strong>als</strong><br />
sehr mangelhaft zu bewerten. Laut HVO-Generälen gab es einige „gute Polizei- und<br />
Garderegimenter”, der Rest kämpfe „mittelmäßig bis schlecht”. Vor allem im<br />
Nahkampf war der Kampfwert der serbischen Soldaten gegenüber den Bosniern, die<br />
ihre zahlenmäßige Überlegenheit ins Treffen führen konnten, gering. 429<br />
426 Holbrooke, Meine Mission. S.107<br />
427 Ebenda. S.107<br />
428 Ethnische Verteilung in Bosnien gemäß Volkszählung von 1991 Internet: http://www.helsinki.fi/-<br />
tervio/bihdata.html<br />
429 Benedikter, Die bitteren Früchte von Dayton. S.189<br />
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