Download als PDF - Raphael Draschtak

Herzegowina stationierten Kommandanten, ihre Verbände in die SRJ
zurückzuverlegen. 216
Dieser Abzug betraf allerdings, wie sich später herausstellte, ohnehin nur 10 bis 20
Prozent der zum damaligen Zeitpunkt in Bosnien-Herzegowina stationierten
Soldaten. Schon am 12.5. wurden Befürchtungen vor allem der Moslems bestätigt,
als das „serbische Parlament” in Bosnien-Herzegowina entschied, den verbliebenen
von Serben kontrollierten Teil der JS als Kern der serbischen Armee in Bosnien-
Herzegowina zu übernehmen. Diese Armee sollte vor allem aus den Verbänden der
Korps Knin, Bihac, Banja Luka, Tuzla, Sarajevo und Bileca bestehen. Zum
Kommandanten der „serbischen Armee Bosniens” wurde der ehemalige
Kommandant des Korps Knin, General Ratko Mladic, ernannt. 217 Karadzics
(zumindest etwas eigenwillige) Darstellung der Rolle der JS: „Sie konnten uns kaum
helfen. Sie waren selbst ständig unter Beschuß und waren mehr mit dem Rückzug
beschäftigt als damit, uns zu helfen. In den ersten 6 Wochen (ziemlich exakt die Zeit,
in der weite Teile Bosniens von den Serben besetzt wurden, Anm.) hatten wir
überhaupt keine Armee. Am 20. Mai 1992 verließ die Jugoslawische Armee Bosnien.
Zu diesem Zeitpunkt bildeten wir unsere eigene Kommandostruktur. Am 12. Mai
wurde ich Präsident der bosnischen Serben und unmittelbar darauf wurde Ratko
Mladic Armeekommandant. Aber er war ein General ohne Armee. Wir benötigten das
restliche Jahr 1992, um die Kontrolle über alle kämpfenden Truppen zu gewinnen.
Das war meine erste Tat als Präsident.” 218
Bis zum 20.5. wurde gemeldet, daß rund 20.000 Mann, die Masse der in Bosnien-
Herzegowina stationierten Soldaten aus der SRJ, in ihre Heimatrepubliken
zurückverlegt worden waren. Die Luftwaffe war unter Zerstörung der Militärflughäfen
bei Bihac und Mostar bereits zur Gänze in die SRJ verlegt worden. 219 “The
withdrawal of the YNA from B-H was carried out in such a way that after mobilisation
of the Serbs was completed, a certain number of YNA officers (the same amount as
were previously in Croatia) remained in Bosnia and formed the armies of the RSK
and the RS. (...) The preparation of these units, their training, the supplies for their
maintaining, the medical costs upon their return and so forth were ‘maintained’ in the
institutes of the AY, but the overall supervision and financing were entirely controlled
by the Serbian Ministry of Internal Affairs.” 220 Anna Husarska bringt diese Armee-
216 ÖMZ 4/1992. S. 318; nach APA 108 vom 7.5.1992
217 ÖMZ 4/1992. S. 318; nach APA 495 vom 22.5.1992
218 „Sein neues Leben”. Interview mit Radovan Karadzic. In: NEWS 24/1997. S. 58-59
219 ÖMZ 4/1992. S. 318
220 Zabkar, The drama in former Yugoslavia. S. 49
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