Download als PDF - Raphael Draschtak
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Mit dem Ende des „Slowenischen Sezessionskrieges” Anfang Juli und dem<br />
einsetzenden Rückzug der JNA aus Slowenien begannen sich die Operationen der<br />
JNA somit sukzessive auf den kroatischen Kriegsschauplatz, insbesondere nach<br />
Ostslawonien, zu verlagern.<br />
Die serbische Führung verlangte nun von der Armee den Rückzug in die<br />
Serbengebiete Kroatiens und Bosniens, was vom JNA-Gener<strong>als</strong>tab zunächst<br />
abgelehnt wurde, da man weiterhin ganz Jugoslawien militärisch zusammenzuhalten<br />
beasichtigte. Gleichzeitig wurde die Ausrufung des Notstandes im Land von der<br />
Propaganda der sezessionswilligen Republiken aufgegriffen und die internationale<br />
Öffentlichkeit gegen die Serben mobilisiert. Trotz des starken Drucks der<br />
nationalistischen Eliten war die jugoslawische Option nicht nur in führenden<br />
Armeekreisen sondern auch in den nördlichen Republiken noch partiell intakt.<br />
Gemäß Meinung von Kommentatoren ließen erst die Zerstörung Vukovars und die<br />
Blockade und Beschießung Dubrovniks im Herbst die Kroaten sich endgültig hinter<br />
der Politik Tudjmans sammeln. 95<br />
Jedenfalls konnte ab Mitte Juli von einem weitgehend offenen Eingreifen der JNA an<br />
der Seite der serbischen Freischärler in Kroatien gesprochen werden. In<br />
Ostslawonien verstärkten die serbischen Verbände, unterstützt von der JNA, ihre<br />
Angriffe gegen kroatische Stellungen, so daß sich die Nationalgarde zunehmend in<br />
der Defensive befand und laufend an Terrain verlor. 96 Betont werden muß hiebei,<br />
daß die Unterstützung für die serbischen Paramilitärs durch die Armee regional<br />
unterschiedlich war. Jedenfalls zielte die Armee darauf ab, Verluste an Soldaten (und<br />
damit an öffentlicher Unterstützung) durch zum Teil exorbitanten Materialeinsatz<br />
gering zu halten. “In the initial stages of the war, the army frequently kept the<br />
casualties to a minimum but they invariably shored up Serb advances. Cooperation<br />
between the Serbs and the JNA varied greatly from region to region. During the first<br />
phase of the war in Banija, the army’s role was relatively benign.” 97<br />
Von offizieller wie von inoffizieller serbischer Seite kristallisierten sich ab Sommer<br />
immer mehr die „Kriegsziele” im serbo-kroatischen Konflikt heraus. Grundsätzlich<br />
beanspruchte man für den Fall einer Trennung Kroatiens vom Reststaat all jene<br />
kroatischen Gebiete, in denen Serben leben. Die Ziele der Kroaten - vor allem die<br />
Errichtung eines unabhängigen Nation<strong>als</strong>taates - mußten jenen der meisten, von<br />
95 Predrag Simic, The internationalization of the war in Yugoslavia. In: The Southeast European<br />
Yearbook 1994, 464-465<br />
96 ÖMZ 6/1991, 494<br />
97 Glenny, The fall of Yugoslavia. S. 95<br />
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