Download als PDF - Raphael Draschtak
Download als PDF - Raphael Draschtak
Download als PDF - Raphael Draschtak
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
muß an dieser Stelle, daß die Zahlen der schweren Waffen allein nicht umfassend<br />
Auskunft geben über die Kampfkraft der Panzereinheiten, die oft schlecht<br />
ausgebildet und wenig motiviert waren bzw. f<strong>als</strong>ch und unprofessionell eingesetzt<br />
wurden: “A redoutable figthing tool in open country, the M-84 didn’t perform as well<br />
when deployed in urban surroundings or broken ground.” 82<br />
Nicht zuletzt aufgrund der Stärke der JNA im konventionellen Waffenbereich sahen<br />
sich die kroatischen Verbände schon vor dem offenen Ausbruch der Feindseligkeiten<br />
zusehends in der Defensive: „Die kroatische Führung, die durch Stipe Mesic gegen<br />
den Armeeabzug (aus Slowenien, Anm. d. A.) gestimmt hatte, befürchtet nun, daß<br />
der ganze Druck der serbischen Hegemoniebestrebungen auf Kroatien lasten<br />
werde.” 83 Die gegenüber der JNA stehenden Kroaten konnten bei Kriegsausbruch<br />
auf 40.000 Gardisten und 15.000 Polizisten zählen. 84 Truppenstärkenmäßig war das<br />
Verhältnis nahezu ausgeglichen, vor allem aber bei schweren Waffen waren die<br />
Kroaten der JNA zumindest zahlenmäßig stark unterlegen.<br />
Jedenfalls hatte sich die Armeeführung vor Anlaufen der Militäraktion in Kroatien<br />
über mögliche internationale Konsequenzen erkundigt. Im Vorfeld der militärischen<br />
Intervention in Kroatien im Frühjahr 1991 hatte Verteidigungsminister Veljko<br />
Kadijevic inoffiziell den sowjetischen Verteidigungsminister (und späteren<br />
Gorbatschow-Putschisten) Dimitrij Jasow im Moskauer Verteidigungsministerium<br />
aufgesucht. Kadijevic wollte sowjetische Hilfe, sollte der Westen gegen die Serben<br />
militärische Schritte setzen. Jasow zeigte Kadijevic bei diesem Treffen<br />
Geheimdienstberichte, wonach der Westen in Jugoslawien nicht intervenieren<br />
werde. 85 Daß die serbische und die Armeeführung angesichts des Wissens um<br />
solche Berichte gegenüber westlichen Besuchern wie Baker in der Folge<br />
selbstbewußt auftreten konnten, wird damit klarer. Nach Kadijevics Moskau-Besuch<br />
wollten Milosevic, dessen engster Berater und Staatspräsidiumsmitglied Borislav<br />
Jovic und Kadijevic den Einsatz der Armee in Kroatien starten. Nun zögerte<br />
Kadijevic. Jovic: „Wir änderten die Taktik und stationierten Armee-Einheiten in den<br />
serbisch besiedelten Gebieten Kroatiens. Die Kroaten würden einen Krieg<br />
81 Micheletti, The Balkans at war. o.S.<br />
82 Micheletti, Debay, War in the Balkans 1991-1993. S. 26<br />
83<br />
Michaela Wimmer, Stefan Braun, Joachim Spiering, Brennpunkt Jugoslawien. Der<br />
Vielvölkerstaat in der Krise. Hintergründe, Geschichte, Analysen. 2. Auflage (München 1991) 130<br />
84 Micheletti, Debay, War in the Balkans. S. 22-23<br />
85 „Bruderkrieg”. 2. Folge<br />
24