Download als PDF - Raphael Draschtak
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dienen sollten, beobachtet. 134 Am 5.10. wurden die letzten Soldaten der JNA sowie<br />
rund 150 Militärfahrzeuge über den Hafen Koper nach Montenegro verschifft (etwa<br />
64 M-84 und 60 T-54- Panzer, schwere Waffen und Munition verblieben bis zur<br />
endgültigen Teilungsbilanz zwischen Slowenien und der Armee in den Militärbasen<br />
Vrhnika, Cerkelje und Mackovci in Slowenien). 135 Die JNA beasichtigte, mit dem<br />
ganzen Gerät in die besetzten Regionen Kroatiens abzuziehen, um die dort<br />
stehenden und vielfach bereits bedrängten eigenen Verbände zu verstärken.<br />
Kroatien forderte gleichzeitig den Rückzug der JNA aus ganz Kroatien bzw. wollte<br />
einem Rückzug nur der Soldaten, nicht aber des Geräts zustimmen. 136<br />
Mit der neuerlichen Übernahme zahlreicher JNA-Kasernen hatte die Kroatische<br />
Armee ihr Waffenarsenal weiter aufgefüllt. Mit der Übernahme der Kasernen des<br />
Korps Varazdin sollen angeblich 150 bis 185 gepanzerte Fahrzeuge und<br />
Kampfpanzer erbeutet worden sein. An zahlreichen Frontabschnitten wurden nun<br />
statt der regionalen politischen Führer Berufsoffiziere <strong>als</strong> Kommandaten eingesetzt,<br />
was zur weiteren strukturellen Konsolidierung der Streitkräfte beitrug. Bis zum<br />
„Waffenstillstand” am 8.10.1991 - der zu keinem nennenswerten Abflauen der<br />
Kampfhandlungen führte - konnte die Bundesarmee zwar bedeutende<br />
Geländegewinne machen und weite Teile Dalmatiens und Slawoniens vom<br />
kroatischen Kernland trennen, es gelang aber wiederum vorläufig nicht, eine der<br />
größten Städte einzunehmen. 137<br />
Eine der Hauptursachen hierfür ist sicher in der mangelhaften Kampfkraft der JNA-<br />
Verbände zu suchen. Die eingezogenen jungen Reservisten - Angaben serbischer<br />
Ärzte zufolge war die Mehrzahl der JNA-Verwundeten nicht älter <strong>als</strong> 19 oder 20<br />
Jahre 138 - wurden häufig <strong>als</strong> „Freiwillige” bezeichnet, die meist völlig unvorbereit in<br />
den Kampf geschickt wurden, was zu massenhaften Desertionen führte. Da bis<br />
Anfang September sich weder Serbien noch die JNA formell im Kriegszustand<br />
befanden und auch offiziell keine allgemeine Mobilmachung verfügt worden war,<br />
hatte die Armee kaum eine legistische Handhabe gegen Deserteure, was sich mit<br />
der offiziellen Teilmobilmachung vom 3.10.1991 allerdings änderte. Nach einer<br />
134 Jan Willem Honig, Norbert Both, Srebrenica. Der größte Massenmord seit dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Deutsche Ausgabe (München 1997) 114<br />
135 ÖMZ 1/1992. S. 28<br />
136 ÖMZ 1/1992. S. 29<br />
137 ÖMZ 1/1992. S. 32<br />
138 PROFIL 44/1991. S. 94<br />
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