Download als PDF - Raphael Draschtak
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In der Folge zeichnete sich bereits am 27.6. ein Fehlschlag der gesamten Operation<br />
in Slowenien ab, da zum einen die TO den JNA-Einheiten empfindliche Verluste<br />
zufügen konnte. Zum anderen wurde auch von einer geringen Kampfmoral der JNA-<br />
Einheiten berichtet, was zu zahlreichen Desertionen führte. Insgesamt zeigte sich der<br />
beschränkte Wert der der Bundesarmee für diesen Einsatz: Bis zum 28.6. sollen sich<br />
über 500 Soldaten der JNA, jedoch kein slowenischer TO-Soldat ergeben haben. Vor<br />
dem Hintergrund der Absicht der Armee - die zu diesem Zeitpunkt völlig autonom zu<br />
agieren schien - ganz Slowenien zu besetzen, kann dies nur <strong>als</strong> eindeutiger<br />
Fehlschlag für die Absichten der JNA-Generalität betrachtet werden. 56<br />
Am 2.7. wurde der neuerliche offensive Einsatz der Armee in Slowenien mit<br />
ziemlicher Sicherheit vom Gener<strong>als</strong>tab ohne politischen Auftrag verfügt. Prinzipiell<br />
boten sich zu diesem Zeitpunkt für die Führung der Armee zwei Optionen an:<br />
Entweder Verstärkung der in Slowenien kämpfenden JNA-Verbände oder, wie später<br />
geschehen, Bezug von Bereitstellungsräumen in Ostkroatien für allfällige weitere<br />
Einsätze in den von Serben und Kroaten umkämpften Regionen. 57 Unklar war<br />
während der Kämpfe in Slowenien zweifellos, ob die Bundesarmee vollständig auf<br />
eigene Faust handelte. Nach Angaben des stellvertretenden slowenischen<br />
Ministerpräsidenten Pregl agierte die JNA ohne Einsatzbefehl der politischen<br />
Führung, was von der Armeeführung zurückgewiesen wurde. 58 Abwegig war ein<br />
selbständiges Vorgehen der Armee zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nicht, zieht man<br />
die Ereignisse des 8. Mai des Jahres in Betracht. An diesem Tag war die ohnehin<br />
angespannte Lage drastisch eskaliert worden. Verteidigungsminister Veljko Kadijevic<br />
hatte dem Staatspräsidium eine Mitteilung überbracht: Darin erklärt worden, nach<br />
Auffassung der Armee herrsche in Jugoslawien bereits der Bürgerkrieg. Sollten die<br />
Organe des Bundes und der Republiken nicht in der Lage sein, den Frieden zu<br />
sichern, würde die JNA, die ‘Jugoslawische Volksarmee’, dies in Einklang mit ihrer<br />
verfassungsmäßigen Aufgabe und Verantwortung tun. Dies konnte <strong>als</strong> Ankündigung<br />
eines selbständigen Vorgehens der bewaffneten Streitkräfte bewertet werden, falls<br />
die zuständigen politischen Instanzen handlungsunwillig oder handlungsunfähig sein<br />
sollten. 59<br />
56 ÖMZ 5/1991, S. 392<br />
57 Ebenda. S. 394<br />
58<br />
Peter Billing, Der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien. Ursachen-Hintergründe-<br />
Perspektiven. In: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung - Report 1/1992. Peace<br />
Research Institute Frankfurt (Frankfurt/Main 1992) 14<br />
59 Wolfgang Libal, Das Ende Jugoslawiens. Chronik einer Selbstzerstörung (Wien 1991) 158<br />
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