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II.: Geschichte des Raumes im Abriß – Der Weg in<br />

den Krieg<br />

Bosnien, das im 14. Jahrhundert unter Stephan Tvrtko zeitweise Vormacht in der<br />

Balkanregion war, wurde im 15. Jahrhundert von den Osmanen erobert; die<br />

Bosniaken traten mehrheitlich zum Islam über (ihre bogumulische Version des<br />

Christentums war von Rom aus <strong>als</strong> ketzerisch verfolgt worden, u.a. durch mehrere<br />

von Ungarn ausgehende Kreuzzüge).<br />

Die Herzegowina, erst im Besitz von Byzanz, dann (um 1000) unter kroatischer,<br />

später (1180-1321) unter serbischer Oberhoheit, war im 14. Jahrhundert zwischen<br />

Serbien und Bosnien geteilt und wurde 1483 ebenfalls von den Osmanen erobert. In<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam in beiden Herrschaftsgebieten zu<br />

Aufständen gegen das Osmanische Reich, das den letzten Aufstand (1875) nicht<br />

niederschlagen kann, weil es mit Montenegro und Serbien (seit 1877) und dann auch<br />

noch mit Rußland (seit 1877) Krieg führt - und verliert. Der Berliner Kongreß gab<br />

einerseits Serbien, Montenegro und Rumänien die Unabhängigkeit, übertrug<br />

andererseits der Donaumonarchie die Verwaltung Bosniens und der Herzegowina;<br />

1908 kommt es zu der von Österreich-Ungarn seit geraumer Zeit beabsichtigten<br />

Annexion - was eine unversöhnliche Feindschaft der serbischen Nationalisten<br />

begründet. Umgekehrt kämpften die muslimischen Bosniaken im Ersten Weltkrieg an<br />

der Seite der mit der Türkei verbündeten österreichisch-ungarischen<br />

Doppelmonarchie. Der bosnisch-herzegowinische Nationalrat proklamierte 1918 den<br />

Anschluß an Serbien, seither gehörte das Land zum SHS-Staat bzw. Jugoslawien.<br />

Nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch die deutsche Wehrmacht 1941 wurde es<br />

Groß-Kroatien zugeschlagen (Ante Pavelic, der Ustasha-Anführer, hatte den<br />

Anschluß des Landes an ein Groß-Kroatien erstrebt). In der Folge wurde es unter<br />

Mitwirkung deutscher und italienischer Besatzungseinheiten 1 von Partisanenkriegen,<br />

die auch Ausdruck von Volkstumskämpfen waren, besonders stark heimgesucht. Die<br />

drei Nationen der Serben, Kroaten und Moslems hatten Erbfeindschaften entwickelt:<br />

Zwischen den politischen Eliten der Serben und Kroaten gab es mindestens seit den<br />

Konflikten um die einheits- oder bundesstaatliche Verfassung des Königreichs<br />

Mißtrauen und Abneigung, die ‘Bosniaken’ aber (unter Tito später zur ‘Nation der<br />

Muslime’ erklärt) waren und sind in serbischen Augen Verräter am Freiheitskampf<br />

gegen die Osmanen.<br />

In der unter Pavelic herrschenden kroatischen Ideologie galten sie <strong>als</strong> Angehörige<br />

der kroatischen Nation - im Unterschied zu den Serben, die von den Ustasha-<br />

Formationen erbarmungslos verfolgt wurden. Das serbische Nationalbewußtsein<br />

1 Vgl. z.B. Walter Manoschek, „Serbien ist judenfrei“. Der deutsche Vernichtungskrieg am Balkan<br />

1941/42 (Wien 1993)<br />

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