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V. Kriegsausbruch in Bosnien-Herzegowina,<br />

Frühjahr 1992<br />

Die eigentliche Frage betreffend den Krieg in Bosnien war vor allem in der<br />

Anfangsphase eine vielschichtige und daher schwer zu beantwortende: „Was für<br />

einen Krieg führt man zur Zeit in Bosnien-Herzegowina? Ist es nur eine Konsequenz<br />

der serbischen (und auch kroatischen) Aggression von außen, oder hat man es auch<br />

mit einem Bürgerkrieg zu tun? Meines Erachtens ist der Krieg in Bosnien-<br />

Herzegowina eine Kombination aus äußerer Aggression, Bürgerkrieg, Religionskrieg<br />

und Bandenkrieg. Diese Antwort umfaßt alle anderen Fragen politischer,<br />

militärstrategischer oder völkerrechtlicher Natur.” 191 Gleich vorausschickend soll<br />

betont werden, daß sich der Autor dieser Ansicht der Situation, daß nämlich der<br />

bosnische Krieg von 1992 bis in seine Endphase eine Mischform aus innerer<br />

Konfrontation und äußerer militärischer und politischer Einflußnahme darstellte,<br />

vollinhaltlich anschließt.<br />

Nach einem fast ausschließlich von Moslems und Kroaten initiierten<br />

Entscheidungsfindungsprozeß über die Abspaltung von Jugoslawien und den Weg in<br />

die staatliche Unbahängigkeit, der von der serbischen Führung in der Republik nicht<br />

mitgetragen wurde, fand am 29. Februar 1992 in ganz Bosnien ein Referendum über<br />

die Unabhängigkeit statt. Dieses Referendum wurde von der serbischen Bevölkerung<br />

nach entsprechendem Aufruf der politischen Führung boykottiert, die teilnehmenden<br />

Kroaten und Moslems entschieden klar für die Abspaltung von Jugoslawien und<br />

folgten damit dem slowenischen und kroatischen Beispiel. 192 Für die serbische<br />

Führung sollte dies nach den oben beschriebenen politischen und militärischen<br />

Vorbereitungen der vergangenen Monate die Initialzündung für die Eröffnung der<br />

Kampfhandlungen - die aus ihrer Sicht Defensivmaßnahmen waren - in Bosnien sein.<br />

Ratko Mladic, 1992 bis 1995 Oberbefehlshaber der Armee der bosnischen Serben<br />

(in der Folge VRS - Vojska Republika Srpska) erläuterte später die damalige<br />

Situation aus serbischer Sicht: “But for Serbs it is a war of national liberation for the<br />

protection and defense of the land that has been ours for centuries.” 193 „Die Furcht<br />

vor einer katholisch-kroatischen oder moslemischen Hegemonisierung rechtfertigt<br />

aus serbischer Sicht die Führung eines ‘Verteidigungskrieges’, der bisher auf<br />

operativer und taktischer Ebene überwiegend offensiven Charakter hatte.<br />

191 Puhovski, Der Krieg in Bosnien-Herzegowina und der serbisch-kroatische Konflikt. S. 303<br />

192 PROFIL 48/1995. S. 70<br />

193 “We didn’t begin this war”. Interview mit Ratko Mladic. In: TIME, August 28, 1995. S. 18<br />

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