Download als PDF - Raphael Draschtak
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serbischen Nationalisten Ratko Mladic geführt wird, kam von Kroatien nach Bosnien,<br />
um jetzt da die kroatischen Kämpfer zurückzudrängen.” 202<br />
Ein wesentliches Argument für serbische Hegemonialbestrebungen in Bosnien war<br />
die angestrebte Kontrolle über die dortige jugoslawische Rüstungsindustrie.<br />
Jugoslawien hatte früher einen Anteil am Weltwaffenhandel von 0,8 Prozent und<br />
exportierte in viele Länder. Die Waffenexporte machten zwischen vier und zehn<br />
Prozent der Gesamtexporte aus. Mit Kriegsbeginn fielen diese Einnahmen weg, weil<br />
die Armee das meiste, was der militärisch-industrielle Komplex produziert, nun selbst<br />
benötigte. 203 Bosnien jedenfalls war <strong>als</strong> schwerindustrieller Produktionsstandort für<br />
die Armee elementar. “Even in the 1980s, when the army was being substantialy<br />
downsized, 40 to 55 percent of the Bosnian economy was tied to military industries;<br />
50 to 55 percent of its industry was federally mandated investment for that reason;<br />
and 40.000 people were employed directly in military production. (...) On the eve of<br />
the war, 68 percent of the federal army’s 180.000 troops were stationed in the<br />
republic.” 204 Betreffend die Dislozierung der Waffenindustrie (diese war unter Tito im<br />
schwer zugänglichen Bosnien angesiedelt worden, um sie dem ersten Zugriff<br />
eventuell intervenierender Warschauer Pakt-Armeen zu entziehen, Anm.) und<br />
serbischen Ansprüchen gab es in der Folge somit eine offensichtliche und logische<br />
Kohärenz zwischen den serbischen Ansprüchen und den Bedürfnissen der Armee. 205<br />
Somit war schnell klar, daß die serbische Armee in Bosnien <strong>als</strong> erste Ziele die<br />
strategisch wichtigen Militär- und Industrieanlagen in Siedlungsgebieten der anderen<br />
Volksgruppen einnehmen wollte: “For example, the airfield at Banja Luka and the fuel<br />
depot at Bosanski Brod were particularly important, early targets of Serbian forces;<br />
the Marshal Tito airforce school at Mostar, the Sokol aircraft factory, and Mostar’s<br />
position on the Neretva River controlling supply routes from the coast, the<br />
hydroelectric plant at Jajce and along the Neretva valley, the coastal shipbuilding<br />
industry (with its large military component), and the gunpowder, rocket fuel, and<br />
explosives plant at Vitez were Croatian targets; and the industrial heartland of central<br />
bosnia, where most defense plants were located, over which Croat and Muslim<br />
forces battled through most of winter-spring 1993.” 206 Personelle Änderungen an der<br />
202 PROFIL 17/1992. S. 60 und Glenny, The fall of Yugoslavia. S.150<br />
203 Erdelitsch, Orter, Krieg auf dem Balkan. S. 77<br />
204 Woodward, Balkan tragedy. S. 259<br />
205 Erdelitsch, Orter, Krieg auf dem Balkan. S. 77<br />
206 Woodward, Balkan tragedy. S. 493<br />
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