Download als PDF - Raphael Draschtak
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Phase des Kroatien-Krieges eine Generalmobilmachung durchführen wollte, was<br />
nicht funktionierte. Um die Zahl an Soldaten zu erhöhen, wurden serbische und<br />
montenegrinische TO-Rekruten, die gesetzlich eigentlich nur in ihren<br />
Heimatrepubliken hätten stationiert werden dürfen, 1991 nichtwissend <strong>als</strong><br />
„Freiwillige” an die Front in Kroatien geschickt. 144<br />
Nicht zuletzt aufgrund der beschränkten Personalressourcen hatte die Armee fast<br />
zwangsläufig kaum eine andere Möglichkeit, <strong>als</strong> auf die eigene Überlegenheit bei<br />
schweren Waffen zu bauen. Die meisten Opfer und die meiste Zerstörung in<br />
Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden in der Folge auch durch<br />
Mehrfachraketenwerfer, Haubitzen, Panzer, Marinegeschütze, Fliegerbomben und<br />
Raketen hervorgerufen. Die Bundeseinheiten setzten dennoch nicht ihre gesamte<br />
Feuer- und Zerstörungskraft ein. Überdies wurden die Systeme oft unprofessionell<br />
und ineffizient eingesetzt, wobei enorme Mengen an Munition und Treibstoff<br />
vergeudet wurden. Diese geringe Effizienz während des Krieges in Kroatien war<br />
teilweise auf Sabotage durch einige ihrer Angehörigen zurückzuführen, die mit der<br />
Vorgangsweise der JS im Krieg nicht einverstanden waren, es aber nicht wagten,<br />
offen Befehle zu verweigern. 145 Trotz aller Unzulänglichkeiten beim Einsatz schwerer<br />
Waffen trug jedoch gerade die Überlegenheit auf diesem Sektor seitens der<br />
Bundesarmee am stärksten zur Eroberung von Städten wie etwa Vukovar bei.<br />
Vukovar war wie erwähnt am 19. November nach dreimonatiger Belagerung an die<br />
Serben gefallen. 146<br />
Kurz zuvor hatten die Kroaten zum wiederholten Mal versucht, den Krieg auch nach<br />
Serbien hineinzutragen. Am 5. November 1991 wurden die beiden serbischen<br />
Ortschaften Sid und Apatin in der Vojvodina angegriffen. „Die wahrscheinlichste<br />
Version schien allerdings die zu sein, daß kroatische Freischärler aus dem<br />
benachbarten Ostlawonien einen Gegenschlag ausgeführt hatten.” 147<br />
Was die Situation der Armee zu diesem Zeitpunkt betraf, soll nochm<strong>als</strong> einer der<br />
offenen Kritiker der Bundesarmee, Kapetan Dragan, zu Wort kommen. „Das ganze<br />
Konzept und das System, nach dem die Bundesarmee funktionierte, sei viel zu<br />
kompliziert, um Talente zu entwickeln. Er halte die Bundesarmee für zu träge und zu<br />
bürokratisch, um gegen die nach seiner Erfahrung schnellen und wendigen<br />
144 Zabkar, The drama in former Yugoslavia. S. 47<br />
145 ÖMZ 5/1992. S. 399<br />
146 PROFIL 48/1995. S. 70<br />
147 Erdelitsch, Orter, Krieg auf dem Balkan. S. 88<br />
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