Download als PDF - Raphael Draschtak
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allen Mitteln, ein zusammenhängendes Territorium zu schaffen, um so dem künftigen<br />
bosnischen Gemeinwesen bessere Überlebenschancen einzuräumen. Die<br />
Entlastung an der Front gegenüber den Kroaten ermöglichte es, in Ost- und<br />
Nordbosnien gegenüber den Serben wieder offensiv zu werden. Wesentliches<br />
Kennzeichen der bosnischen Strategie war der oben skizzierte verstärkte Versuch,<br />
die Staatengemeinschaft, vorwiegend die NATO, weiterhin auf ihrer Seite in den<br />
Konflikt mit den Serben zu involvieren. Bewußte Übertreibungen über das Los der<br />
bosnischen Verteidiger in den Enklaven, Provokationen der Serben und größere<br />
Offensivoperationen zur sukzessiven Rückgewinnung von an die bosnischen Serben<br />
verlorenen Gebieten prägten das Bild der Lage. Örtliche Erfolge der bosnischen<br />
Armee, insbesondere in Zentralbosnien, steigerte die Hoffnung der bosnischen<br />
Führung, ihre aktuellen Zielsetzungen mit Waffengewalt erreichen zu können.<br />
Präsident Izetbegovic stellte daher die Fortsetzung des Krieges in Aussicht, da die<br />
Serben und die Staatengemeinschaft nicht bereit waren, der moslemisch-kroatischen<br />
Föderation die von ihr geforderten 58 Prozent des Territoriums zuzuerkennen. 348<br />
Immerhin brachte die grundsätzliche Einigung zwischen Kroaten und Moslems<br />
zumindest an der Oberfläche „das Ende der regionalen serbisch-kroatischen<br />
Kooperation und eine gemeinsame Ausrichtung kroatischer und moslemischer<br />
Verbände gegenüber der serbischen Armee.” 349<br />
Was die Serben betraf, so hatte die VRS aus dem moslemisch-kroatischen Konflikt<br />
bis zum Frühjahr 1994 trotz nach wie vor massiver und augenscheinlicher<br />
Unterstützung mit Soldaten und Material durch das Mutterland kaum Kapital<br />
schlagen können. Vor allem Disziplinlosigkeit und die daraus resultierende<br />
Kampfkraftabnahme machten den serbischen Verbänden zusehends schwer zu<br />
schaffen. Verschärfte Strafmaßnahmen sollten der zunehmenden Disziplinlosigkeit<br />
unter den serbischen Verbänden Einhalt gebieten. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die<br />
Armee über rund 80.000 Mann mit über 300 Kampfpanzern, über 400 gepanzerten<br />
Mannschaftswagen und mehr <strong>als</strong> 800 Geschützen. 350<br />
Um die Disziplinlosigkeit der Truppe unter Kontrolle zu bringen, waren die Strafen für<br />
serbische Deserteure bereits 1993 drakonisch gewesen: “Conscientious objectors<br />
may have been among 1.000 deserters reported to have been sentenced to<br />
suspended prison sentences, or up to five years imprisonment, by the Bosnian Serb<br />
348 ÖMZ 4/1994. S. 394<br />
349 Gustenau, Pfeifer, Bosnien-Herzegowina. In: Gießmann, Schlichting (Hg.), Handbuch Sicherheit. S.<br />
81<br />
350 ÖMZ 2/1994. S. 173<br />
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