Download als PDF - Raphael Draschtak
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Ende September hatten Einheiten der Bundesarmee im Zuge der dam<strong>als</strong> gegen<br />
Kroatien eingeleiteten Offensive von Serbien und Montenegro aus die Grenze zu<br />
Bosnien überschritten (dabei dürfte es sich um Kräfte des XXXVII. Korps aus Titovo<br />
Ulice und des II. Korps aus Titograd handeln, die zum Einsatz nach Süddalmatien<br />
verlegt wurden). 125 Die Armeeführung wies zwar die Forderung nach einem<br />
vollständigen Abzug der vor allem mit montengrinischen Reservisten aufgefüllten<br />
Einheiten aus der Herzegowina zurück. Sie stimmte jedoch zu, diese in die Kasernen<br />
zurückzuziehen. 126<br />
Im Zuge der Kämpfe um Kroatien wurden somit auch die übrigen Landesteile von<br />
Bosnien-Herzegowina zunehmend in das Konfliktgeschehen involviert. Da Proteste<br />
des Republikspräsidiums gegen die Verwendung des bosnisch-herzegowinischen<br />
Territoriums <strong>als</strong> Durch- und Aufmarschraum nichts bewirkten, wurden ab dem 20.9.<br />
die bosnische TO mit einer Gesamtstärke von vermutlich rund 150.000 Mann - und<br />
die Reservepolizei mobilgemacht, die Stärke letzterer wurde am 22.9. mit 20.000<br />
Mann angegeben. 127<br />
Die Einbindung Bosniens <strong>als</strong> logistische Drehscheibe für die Einsätze in Kroatien<br />
durch die Serben und die daraus resultierenden militärischen Nachteile für die NG<br />
mußten in der Folge fast zwangsläufig zu einer stärkeren Involvierung des<br />
bosnischen Territoriums in die kroatische Kriegskonzeption führen, wollte man nicht<br />
noch weiter in die Defensive geraten. “As so many of the military offensives were<br />
mounted from Bosnia...(...) It seemed likely that the Croatian army would enter<br />
Bosnia to defend Croats there who would come under attack from Serbs.” 128 Wohl<br />
hatte sich Tudjman Ende 1990 für „die Respektierung der Grenzen Bosniens”<br />
ausgesprochen. Wie zu zeigen sein wird, ließ sich diese Aussage aber spätenstens<br />
mit Einsetzen der Operationen regulärer kroatischer Einheiten in der Nachbarrepublik<br />
ab Frühjahr 1992 nicht mehr glaubwürdig halten. 129<br />
Indes eskalierten auch in Bosnien die bereits bewaffneten Auseinandersetzungen<br />
zwischen JNA und kroatischen und moslemischen Einheiten sowie bewaffneten<br />
Zivilisten. Bereits am 21.9. eröffneten blockierte Einheiten der JVA in der<br />
westherzegowinischen Stadt Capljina das Feuer, am 22.9. kam es in Mostar, wo<br />
125 ÖMZ 6/1991. S. 499-500<br />
126 NZZ, 3.10.1991. o.S.<br />
127 ÖMZ 6/1991. S. 501; nach Radio HR Zagreb vom 22.9.1991<br />
128 Harris, Somebody else’s war. S.109<br />
129 Erdelitsch, Orter, Krieg auf dem Balkan. S.51<br />
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