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Transformation, die keine wirkliche war, auf den Punkt: „The bages on the soldiers’<br />

uniforms have changed slightly, but their belt buckles are still engraved with the old<br />

insignia. On army vehicles, the letters ‘JNA’ are barely visible beneath a thin coat of<br />

white paint.” 221<br />

General Philipe Morillons Analyse geht in dieselbe Richtung: „Die Serben hatten die<br />

meisten Waffen der alten jugoslawischen Armee. Damit haben sie militärisch die<br />

Initiative ergriffen...” 222 Nicht nur damit wurde das Ausmaß der Vernetzung der<br />

neugeschaffenen Armee der bosnischen Serben und den jugoslawischen<br />

Streitkräften deutlich: „Daß Mladic von Milosevic ernannt und die ganze<br />

Umgestaltung eine eher kosmetische Übung war, war klar. (...) Die Aussagen von<br />

Opfern der Kriegsverbrechen später im Jahr 1992 sind voll von Hinweisen auf<br />

Soldaten aus Serbien und Montenegro.” 223<br />

Im Gegensatz zu den zahlen- und ausrüstungsmäßig schwachen moslemischen<br />

Einheiten verfügen die Serben über entsprechendes Gerät und ausgebildete<br />

Mannschaften und konnten auf die umfassende Infrastruktur der ehemaligen JNA<br />

zurückgreifen. Die vorbereitete politische und militärische Führung der Serben war in<br />

der Lage, rasch zu handeln um die operative Handlungsfreiheit zu behalten. So<br />

wurde im Frühjahr 1992 jeder bosnische Serbe in Einheiten der jugoslawischen<br />

Armee aus dem gesamten Stationierungsgebiet nach Bosnien zurückversetzt. Diese<br />

Maßnahme war von Milosevic und Jovic konzipiert worden. Karadzic erhielt damit<br />

eine vollausgebildete und ausgerüstete Armee von 80.000 Mann. Jovic: „Wir sagten<br />

zu, die gesamten Kosten für diese Armee zu übernehmen. Die bosnischen Serben<br />

hatte kein Budget, konnten nicht einmal ihre Offiziere bezahlen.” 224<br />

Die Armee der bosnischen Serben verfügte damit nach dem formellen Abzug der<br />

ehemaligen JNA <strong>als</strong> einzige der im Raum verbleibenden Armeen über eine<br />

„komplette“ Struktur, Ausrüstung und Bewaffnung. Sie war von Anbeginn der<br />

Auseinandersetzungen an prinzipiell in der Lage, mit ihren Verbänden den Kampf der<br />

verbundenen Waffen zu führen, „sofern nicht die geringe Person<strong>als</strong>tärke, die<br />

221 Anna Husarska, Dateline Banja Luka: City of fear. In: Nader Mousavizadeh (Hg.), The black<br />

book of Bosnia. The consequences of appeasement (New York 1996) 74-75<br />

222 Interview mit General Philipe Morillon. In: DER SPIEGEL 29/1993. S. 100<br />

223 Noel Malcolm, Geschichte Bosniens. Aus dem Englischen von Ilse Strasmann (Frankfurt/Main<br />

1996) 274<br />

224 TV-Dokumentation „Bruderkrieg - Der Kampf um Titos Erbe”, 4. Folge „Flächenbrand”<br />

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