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Michael Vetsch (Master of advanced studies in International ...

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Die rechtliche Beurteilung des banden- und gewerbsmässigen Drogenhandels im Rechtsvergleich<br />

che Drogen fallen unabhängig von der Menge nie unter Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG. 131<br />

Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG ist somit der e<strong>in</strong>zige Tatbestand, bei welchem effektiv e<strong>in</strong>e<br />

direkte Unterscheidung zwischen harten und weichen Drogen erfolgt, <strong>in</strong>dem diese<br />

Norm bei weichen Drogen nicht e<strong>in</strong>greift. 132<br />

Faktisch können die Qualifikationen nach Ziff. 2 lit. b und c deshalb nur bei denjenigen<br />

Betäubungsmitteln zur Anwendung gelangen, die grundsätzlich nicht unter Ziff. 2<br />

lit. a subsumiert werden können, weil sie als solche nicht die Gesundheit vieler Menschen<br />

<strong>in</strong> Gefahr br<strong>in</strong>gen können. Es ist nämlich kaum vorstellbar, dass Bandenmässigkeit<br />

respektive Gewerbsmässigkeit mit den Substanzen Hero<strong>in</strong>, Koka<strong>in</strong>, LSD oder<br />

Amphetam<strong>in</strong> vorliegt, ohne dass die von der bundesgerichtlichen Rechtsprechung<br />

entwickelten (ausserordentlich tiefen 133 ) mengenmässigen Grenzwerte nach Ziff. 2 lit.<br />

a BetmG erreicht würden. 134 Somit werden die erwähnten Konstellationen (überschrittener<br />

Grenzwert bei den vorerwähnten harten Drogen) regelmässig lediglich<br />

unter Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG subsumiert. Ist nämlich e<strong>in</strong> Qualifikationsgrund gegeben,<br />

muss nicht geprüft werden, ob allenfalls noch e<strong>in</strong> weiterer Qualifikationsgrund<br />

vorliege. 135<br />

Die banden- und gewerbsmässige Tatbegehung hat <strong>in</strong> Bezug auf harte Drogen deshalb<br />

ke<strong>in</strong>e selbständige Bedeutung. ALBRECHT schlägt vor, den Anwendungsbereich<br />

des Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG deutlich e<strong>in</strong>zuschränken und die mengenmässig relevante<br />

Limite neu bei 100 Gramm re<strong>in</strong>em Hero<strong>in</strong> anzusetzen. 136 E<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />

massgebenden Grenzwerte wäre m.E. mit Blick auf das strafrechtliche Schuldpr<strong>in</strong>zip<br />

sehr begrüssenswert, da der Unrechtsgehalt der als mengenmässig schwer e<strong>in</strong>gestuften<br />

Fälle mit jenem der Banden- und Gewerbsmässigkeit vergleichbar se<strong>in</strong> sollte.<br />

Überdies verkennt das Bundesgericht mit se<strong>in</strong>en äusserst tiefen mengenmässigen<br />

Grenzwerten die Realitäten der Drogenszene. Beim Kle<strong>in</strong>handel auf der Gasse werden<br />

nämlich <strong>in</strong> kürzester Zeit und ohne grössere Anstrengungen Mengen über 12<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

135<br />

136<br />

BGE 117 IV 314, 322 f.: Dieses Grundsatzurteil statuiert, dass der Tatbestand des mengenmässig<br />

schweren Falles auf den Handel mit Cannabis nicht anwendbar sei.<br />

MEROTTO, 21 FN 65.<br />

a.A. CORBOZ, Vol. II, art. 19 LStup N 88.<br />

FINGERHUTH/TSCHURR, Art. 19 N 198.<br />

BGE 124 IV 286, 295 E 3; 122 IV 265 E 2c.<br />

ALBRECHT, ZStrR 1993, 143.<br />

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