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Michael Vetsch (Master of advanced studies in International ...

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Die rechtliche Beurteilung des banden- und gewerbsmässigen Drogenhandels im Rechtsvergleich<br />

Gramm re<strong>in</strong>em Hero<strong>in</strong> bzw. über 18 Gramm re<strong>in</strong>em Koka<strong>in</strong> erreicht. Dementsprechend<br />

werden auch Kle<strong>in</strong>händler, welche häufig selbst betäubungsmittelabhängig<br />

s<strong>in</strong>d, mit uns<strong>in</strong>nig hohen – d.h. mit nicht schuldangemessenen – Freiheitsstrafen<br />

sanktioniert, was nicht die ursprüngliche Intention des Gesetzgebers se<strong>in</strong> konnte.<br />

Schliesslich werden heute auf der Ebene der Strafzumessung (gewissermassen als<br />

„Ausgleich“ zur extensiven Auslegung des Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG) gewisse Korrekturen<br />

vorgenommen, was zu erheblichen Strafmassverzerrungen führt, so dass<br />

man von e<strong>in</strong>er Art „Mengenrabatt“ sprechen könnte. Die für Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG<br />

postulierte Erhöhung der massgebenden M<strong>in</strong>destmenge Hero<strong>in</strong> hätte zur Konsequenz,<br />

dass die Qualifikationsgründe der banden- und gewerbsmässigen Begehungsweise<br />

auch <strong>in</strong> Bezug auf harte Drogen e<strong>in</strong>e selbständige Bedeutung erlangen<br />

würden. 137 Der Unrechtsgehalt der als mengenmässig schwer e<strong>in</strong>gestuften Fälle sollte<br />

mit jenem der übrigen Qualifikationsgründe wertmässig vergleichbar se<strong>in</strong>. Die viel<br />

zu tiefen mengenmässigen Grenzwerte bewirken jedoch „gesetzessystematische<br />

Friktionen“, <strong>in</strong>dem sie bei den harten Drogen die beiden anderen gesetzlichen Qualifikationsgründe<br />

der Banden- und Gewerbsmässigkeit praktisch gegenstandslos machen.<br />

138 Trotz der erheblichen Kritik <strong>in</strong> der Lehre hat das Bundesgericht bis heute an<br />

den tiefen Grenzwerten unbeirrt festgehalten.<br />

In Bezug auf Cannabis hat das Bundesgericht die Annahme des mengenmässig<br />

schweren Falles im S<strong>in</strong>ne von Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG ausgeschlossen. 139 Das<br />

gleiche gilt für Ecstasy. 140 Cannabis und Ecstasy fallen deshalb unabhängig von der<br />

Menge nie unter Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG, weil diese St<strong>of</strong>fe nicht geeignet s<strong>in</strong>d, die<br />

körperliche und seelische Gesundheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nahe liegende und ernstliche Gefahr zu<br />

br<strong>in</strong>gen. Hier bleibt nun Raum für die Anwendung von Art. 19 Ziff. 2 lit. b und c<br />

BetmG. Aus diesem Grund ist die bandenmässige Begehungsweise im S<strong>in</strong>ne von<br />

Art. 19 Ziff. 2 lit. b BetmG <strong>in</strong> der Praxis vor allem beim Handel mit Cannabis (also<br />

137<br />

138<br />

139<br />

140<br />

ALBRECHT, ZStrR 1993, 144.<br />

ALBRECHT, Art. 19 N 215; a.A. KGer SG vom 3.7.1997, E. I/5/b/bb.<br />

BGE 117 IV 314 ff., <strong>in</strong>sbesondere E 2g/cc. Dies im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Praxisänderung zum aus dem<br />

Jahre 1983 stammenden Leitentscheid BGE 109 IV 143 ff., gemäss welchem e<strong>in</strong>e Menge ab<br />

4 Kg Haschisch die Gesundheit vieler Menschen <strong>in</strong> Gefahr br<strong>in</strong>gen kann und daher e<strong>in</strong> derartiger<br />

Sachverhalt bis im Jahre 1991 unter Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG subsumiert wurde. Die<br />

Änderung der Rechtsprechung erfolgte deshalb, weil die Annahme e<strong>in</strong>es schweren Falles bei<br />

Cannabisprodukten <strong>in</strong> der Literatur auf heftige Kritik gestossen war.<br />

BGE 125 IV 90, 102 f. E 3d.<br />

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