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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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8. Fazit und Ausblick 103<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>befragung ergab in den für die Integration zentralen Bereichen<br />

Wohnsicherheit und Wohnqualität sowie nachbarschaftliche Interaktion allgemein und insbeson<strong>der</strong>e<br />

interkulturell positive Unterschiede <strong>der</strong> Genossenschaften gegenüber den vorherigen Wohnformen.<br />

In den Genossenschaften intensivierten nicht nur Türken ihre Kontakte zu Deutschen,<br />

son<strong>der</strong>n auch Deutsche ihre zu Türken, was entsprechend eines Integrationsverständnisses, das<br />

Annährungen von „beiden Seiten“ als notwendig erachtet, positiv bewertet werden kann. Dies ist<br />

nach Ansicht rund eines Drittels <strong>der</strong> Befragten und dabei speziell aus Sicht <strong>der</strong> türkischen Mitglie<strong>der</strong><br />

auf die Gemeinsamkeit stiftenden Merkmale und Aktivitäten <strong>der</strong> Genossenschaften zur<br />

Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens zurückzuführen. Weniger bedeutsam war<br />

dagegen die Nutzung <strong>der</strong> Mitbestimmungsmöglichkeiten über verfasste Gremien. Sowohl deutsche<br />

als auch türkische Bewohner nutzten diese nur in geringem Maße. Die Untersuchung ergab<br />

weiterhin, dass die seit mehr als einem Jahrhun<strong>der</strong>t die Genossenschaften konstituierenden Werte,<br />

trotz einiger Modifikationen im Zeitverlauf, <strong>noch</strong> heute identifikative Potentiale besitzen – nicht<br />

nur für Deutsche, son<strong>der</strong>n auch für Türken. Auf Basis <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse ist anzunehmen,<br />

dass genossenschaftliche Strukturen die Integration von Migranten auf verschiedenen<br />

aus wissenschaftlicher Sicht relevanten Ebenen beför<strong>der</strong>n können und verschiedene Genossenschaftstypen<br />

unterschiedliche integrative Stärken besitzen.<br />

Wenngleich die Potentiale für die migrationsspezifische Integration <strong>du</strong>rch genossenschaftliches<br />

Wohnen und Leben in qualitativer Hinsicht groß sein mögen, so ist es fragwürdig, ob sie kurzund<br />

mittelfristig auch in quantitativer Hinsicht für Türken wirksam werden können.<br />

Einerseits zeigte die Betrachtung <strong>der</strong> Verteilung türkischer Bevölkerung und von Wohnungsgenossenschaften<br />

in Berlin, dass es in Berlin in Gebieten mit hohen Anteilen türkischer Bewohner<br />

nur geringe Anteile an Genossenschaftswohnungen et vice versa gibt. Es kommt hinzu, dass die<br />

Wohnungsgenossenschaften, für die intensivere Integrationspotentiale hergeleitet wurden – die<br />

jungen, kleinen und mittelgroßen Genossenschaften – in West-Berlin, wo viele Türken leben,<br />

geringere Anteile am Wohnraum besitzen als z.B. in Ost-Berlin, wo wie<strong>der</strong>um kaum Türken leben.<br />

Darüber hinaus scheint eine Ausrichtung auf Migranten als Zielgruppe <strong>der</strong>zeit, auch auf Berliner<br />

Ebene, <strong>noch</strong> „Zukunftsmusik“ zu sein. We<strong>der</strong> die Verbände als Berater <strong>der</strong> Genossenschaften<br />

thematisieren dies, <strong>noch</strong> ist sehr unsicher, ob die Berliner Genossenschaften gegenüber Migranten<br />

als Zielgruppe aufgeschlossen sind. Gleichzeitig tragen Probleme bei den Türken zum<br />

fehlenden Zugang zu Genossenschaften bei. Die Befragten nutzten weniger diversifizierte Informationsquellen<br />

bei <strong>der</strong> Wohnungssuche und/<strong>o<strong>der</strong></strong> kennen in Teilen wohnungsgenossenschaftliche<br />

Inhalte nicht und/<strong>o<strong>der</strong></strong> fühlen sich <strong>du</strong>rch den Anteilserwerb <strong>o<strong>der</strong></strong> Mitbestimmungsoptionen<br />

verunsichert, wie allein die Darstellung <strong>der</strong>jenigen zeigt, die trotzdem Zugang fanden. Daneben<br />

sind auch knappe finanzielle Ressourcen türkischer Migranten ein Problem. Zumindest die junge<br />

& kleine Genossenschaft „am Ostseeplatz“ musste flexibel auf die Finanzierungsschwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> Türken bei den Genossenschaftsanteilen reagieren, wie die hohen Anteile <strong>der</strong> Ratenzahlung

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