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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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2. Theoretischer Hintergrund 11<br />

Als Ursachen für die Entstehung ethnischer Segregation werden neben Präferenzen <strong>der</strong> ethnischen<br />

Min<strong>der</strong>heiten hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Wohnst</strong>andortwahl auch Diskriminierungspraktiken <strong>du</strong>rch so<br />

genannte Gatekeeper benannt.<br />

Gastarbeiter, die seit den 1960er Jahren nach Deutschland kamen, bevorzugten zunächst sehr<br />

günstigen Wohnraum und suchten zudem auch die räumliche Nähe zu bereits hier lebenden Angehörigen<br />

<strong>der</strong>selben Ethnie. Daneben beeinträchtigen Gatekeeper des Wohnungsmarktes, z.B.<br />

Makler <strong>o<strong>der</strong></strong> auch private, gemeinnützige <strong>o<strong>der</strong></strong> öffentliche Wohnungseigentümer den Zugang zu<br />

bestimmten Wohnungsteilmärkten <strong>o<strong>der</strong></strong> Wohnungsmarktsegmenten für einige Bevölkerungsgruppen,<br />

weil von diesen z.B. keine Konstanz in <strong>der</strong> Mietzahlung <strong>o<strong>der</strong></strong> auch Konflikte mit den Nachbarn<br />

erwarten werden. Neben den ethnischen Minoritäten sind auch Sozialhilfeempfänger <strong>o<strong>der</strong></strong><br />

auch Alleinerziehende von den Diskriminierungspraktiken betroffen. (vgl. HÄUßERMANN/SIEBEL<br />

2004: 173f.; BARTELHEIMER 1997: 277 nach FRIEDRICH/TRIEMER 2009: 33)<br />

Während soziale Segregation ökonomisch schwacher Haushalte tendenziell unfreiwillig ist und<br />

auf fehlenden Alternativen auf dem Wohnungsmarkt beruht. (vgl. REIMANN/SCHULERI-HARTJE<br />

2005: 3) kann ethnische Segregation also ebenfalls strukturell bedingt sein, aber auch auf Funktionalität<br />

beruhen. (vgl. DANGSCHAT 2007: 257)<br />

Im Integrationskontext spielt die Überlagerung sozio-ökonomischer und ethnischer Segregation<br />

eine wichtige Rolle. (BMVBS/BBR 2008: 9) Aus beiden Faktoren ergeben sich Problemkomplexe,<br />

die nachfolgend dargestellt werden.<br />

Abbil<strong>du</strong>ng 1 zeigt den schematischen Ablauf und die Folgen ethnischer und sozialer Segregationsprozesse<br />

in Quartieren unter <strong>der</strong> Bedingung sozio-ökonomischer Benachteilung von Migranten.<br />

Diese Darstellung wurde gewählt, weil Migranten häufig zu den sozio-ökonomisch schwächeren<br />

Haushalten gehören. (vgl. GESTRING et al. 2006: 62 f.)<br />

Allgemein führt eine geringe Kaufkraft in diesen Quartieren zu einer Verschlechterung <strong>der</strong> Infrastruktur.<br />

Die lokale Ökonomie wird von <strong>der</strong> verringerten Kaufkraft betroffen und auch Investitionen<br />

in den Wohn- und öffentlichen Raum fallen aufgrund sinken<strong>der</strong> (Steuer-)Einnahmen geringer<br />

aus, so dass es zu Investitionsrückständen kommt. (vgl. KRUMMACHER et al 2003: 30, 37;<br />

BÖHME/SCHULERI-HARTJE 2002: 2 f.) Die geringe infrastrukturelle und bauliche Attraktivität sowie<br />

das schlechte Image <strong>der</strong> Quartiere führen zur selektiven Abwan<strong>der</strong>ung ökonomisch stärkerer und<br />

qualifizierter Bewohner. (vgl. HÄUßERMANN/SIEBEL 2004: 162) Zudem können die hier lebenden,<br />

ökonomisch schächeren Bewohner aufgrund geringer Einkommen nur eingeschränkt an gemeinschaftlichen<br />

Aktivitäten teilhaben. Dies führt zur Erosion sozialer Netzwerke und kann bis zur<br />

Vereinzelung führen. (vgl. BÖHME/SCHULERI-HARTJE 2002: 3)

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