Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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3. Wohnungsgenossenschaften 25<br />
Wohnraumqualität auf einen geringeren Standard als zuvor bei Genossenschaften üblich. Durch<br />
Fusionen sank die Zahl <strong>der</strong> Wohnungsgenossenschaften von 1952 bis 1978 von ca. 1.600 auf<br />
etwa 1.200 Wohnungsgenossenschaften. Gleichzeitig verdoppelte sich die Mitglie<strong>der</strong>zahl auf<br />
mehr als 1,5 Millionen. Nach <strong>der</strong> Konsolidierung des Wohnungsmarktes in den 1970er Jahren<br />
bildete die M<strong>o<strong>der</strong></strong>nisierung und Instandhaltung des Wohnraums den Schwerpunkt <strong>der</strong> genossenschaftlichen<br />
Investitionen. Ab den 1980er Jahren wurde die staatliche För<strong>der</strong>ung des sozialen<br />
Wohnungsbaus zunehmend eingeschränkt, was die Expansionsbedingungen für Wohnungsgenossenschaften<br />
erschwerte, denn nach wie vor bedeutet <strong>der</strong> Eigenfinanzierungsanteil eine Hürde<br />
für die gemeinschaftliche Unternehmung. (vgl. CROME 2007: 214; BMVBW 2004: 121 f.; KÖNIG<br />
2004: 33 ff.)<br />
Wohnungsgenossenschaften in <strong>der</strong> DDR<br />
Neben den traditionellen gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften (GWG) entstanden während<br />
des sozialistischen Regimes in <strong>der</strong> DDR so genannte Arbeiterwohnungsgenossenschaften<br />
(AWG), <strong>der</strong>en Träger die staatlichen Betriebe <strong>der</strong> DDR waren. In diesem Rahmen entstanden<br />
große Wohnungsgenossenschaften für die Werksmitarbeiter. Die GWGs wurden dagegen lediglich<br />
geför<strong>der</strong>t, wenn sie sich in eine AWG umwandelten <strong>o<strong>der</strong></strong> einer AWG anschlossen. Aus diesem<br />
Grund verringerte sich die Zahl <strong>der</strong> traditionellen Wohnungsgenossenschaften stark. (vgl.<br />
CROME 2007: 213 f.; BMVBW 2004: 122)<br />
Phase IV: Kurze Neugrün<strong>du</strong>ngswelle und Wie<strong>der</strong>belebung des Genossenschaftsgedankens<br />
(ab 1990)<br />
Mit <strong>der</strong> Abschaffung des Wohngemeinnützigkeitsgesetzes 10 verän<strong>der</strong>te sich ab 1990 die Situation<br />
<strong>der</strong> Wohnungsunternehmen in Westdeutschland. Auch für die Wohnungsgenossenschaften<br />
entfiel damit die weitgehende Steuerbefreiung als Gegenleistung für die <strong>du</strong>rch Wohnungsunternehmen<br />
geleisteten Vermögens- und Verhaltensbin<strong>du</strong>ngen. (CROME 2007: 213 f.; BMVBW 2004:<br />
123 f.) Für die Wohnungsgenossenschaften in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n wurde die Vereinigung<br />
<strong>der</strong> beiden deutschen Staaten mit <strong>der</strong> Einführung des Altschuldenhilfegesetzes (AHG) zu einem<br />
Wendepunkt. Durch den Verkauf von 15% des Eigentums als Einzel- <strong>o<strong>der</strong></strong> Volleigentum wurde<br />
den Wohnungsgenossenschaften in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n <strong>du</strong>rch das Altschuldenhilfegesetz<br />
ein Teil <strong>der</strong> Altschulden erlassen. Durch Ausglie<strong>der</strong>ungen entstanden deshalb neue Wohnungsgenossenschaften.<br />
Beeinflusst <strong>du</strong>rch das AHG wurden 47 neue Wohnungsgenossenschaften<br />
gegründet. (CROME 2007: 214, KÖNIG 2004: 43 ff.) Positiv wurde die Zahl <strong>der</strong> Genossenschaften<br />
in <strong>der</strong> gesamten Bundesrepublik <strong>noch</strong>mals <strong>du</strong>rch die Ausweitung <strong>der</strong> Eigenheimzulage auf den<br />
Erwerb von Genossenschaftsanteilen im Jahr 2003 beeinflusst. Dies führte zu 100 Neugrün<strong>du</strong>ngen.<br />
Insgesamt bleibt die Zahl <strong>der</strong> Genossenschaften in Deutschland seit einigen Jahren bei ca.<br />
10 Das Wohngemeinnützigkeitsgesetz war eine Notverordnung aus dem Jahr 1930: Für die staatlich gewährte<br />
Steuerfreiheit und Subventionen leisteten Wohnungsunternehmen Kostenmiete, Dauerwohnrecht,<br />
Belegungsbin<strong>du</strong>ng u.v.m.. (vgl. BARTHOLOMÄI 2004: 6)