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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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3. Wohnungsgenossenschaften 29<br />

Soziale Stabilität kann aus Sicht von HABERMANN-NIEßE/KLEHN (2007) aber auch dazu führen,<br />

dass sich Genossenschaften nicht ausreichend auf das Milieu in ihrem Stadtteil einlassen<br />

(Closed-Shop-Vorwurf). So „haben Genossenschaften heute Probleme, junge Haushalte und<br />

an<strong>der</strong>e Lebensstilgruppen für sich zu gewinnen, und sie beteiligen sich in vielen Fällen nicht aktiv<br />

an <strong>der</strong> Quartiersentwicklung“. (ebd.: 226, 228; KÖNIG 2004: 73)<br />

In einer Analyse <strong>der</strong> „aktuelle[n] Situation und Perspektiven <strong>der</strong> Wohnungsgenossenschaften in<br />

Deutschland“ kommen ANALYSE & KONZEPTE (1997) dagegen zu dem Schluss, <strong>der</strong> „Closed-<br />

Shop“-Vorwurf sei unberechtigt. Begründet wird dies mit <strong>der</strong> untersuchten Belegungspraxis <strong>der</strong><br />

Genossenschaften, die keine Hinweise auf den Ausschluss bestimmter Bewohnergruppen liefere.<br />

(vgl. ebd.: 43)<br />

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Potentiale von Wohnungsgenossenschaften zur Quartiersentwicklung<br />

vielfältig sind, aber auch vom Selbstverständnis und den Unternehmensmerkmalen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Wohnungsgenossenschaft abhängen. Traditionsorientierte Wohnungsgenossenschaften<br />

besitzen z.B. Stärken in <strong>der</strong> Bereitstellung „solide[r] und gut bewirtschaftete[r] Wohnungsbeständ[e]“,<br />

während junge Genossenschaften Entwicklungsprozesse, z.B. <strong>du</strong>rch gemeinsame<br />

Aktionen, wie Wohnumfeldgestaltungen anstoßen. (HABERMANN-NIEßE/KLEHN 2009.: o.S.;<br />

Kapitel 3.3) Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Möglichkeiten, die Genossenschaften in diesem Kontext<br />

besitzen, kritisiert KÖNIG (2004) die Rolle <strong>der</strong> „Stadtentwickler“. Sie nutzten die Potentiale von<br />

Genossenschaften für die soziale Stadt(teil)entwicklung in zu geringem Maße. Über die<br />

rethorische Partnerschaft gingen die Kooperationen meist nicht hinaus. (vgl. ebd.: 19)<br />

3.4.2 Wohnsicherheit und Wohnqualität in Wohnungsgenossenschaften<br />

Die Ausführungen in Kapitel 2.3.2 zeigten die Integrationsbedarfe im Bereich des Wohnens für<br />

die migrationsspezifische Integration. In diesem Abschnitt werden nun die Vorteile für die Mitglie<strong>der</strong><br />

von Wohnungsgenossenschaften in den Bereichen Wohnsicherheit, Wohnqualität und Miethöhe<br />

dargestellt.<br />

Wohnungsgenossenschaften sind kollektives Eigentum und bieten den Mitglie<strong>der</strong>n deshalb zahlreiche<br />

Vorteile bezüglich <strong>der</strong> Wohnsicherheit, die ansonsten nur das indivi<strong>du</strong>elle Wohneigentum<br />

bietet. Mitglie<strong>der</strong> von Wohnungsgenossenschaften haben das so genannte Dauernutzungsrecht,<br />

das ihnen – unter Einhaltung des Nutzungsvertrages – ein lebenslanges Wohnrecht in <strong>der</strong> Genossenschaft<br />

garantiert. Daneben existiert auch die Möglichkeit, das Dauerwohnrecht für eine<br />

Wohnung zu erwerben. In diesem Modell bleibt die Wohnung im Besitz <strong>der</strong> Genossenschaft und<br />

wird auch von dieser verwaltet. Der Besitzer des Dauerwohnrechts muss allerdings keine Miete<br />

mehr zahlen. Darüber hinaus können Mitglie<strong>der</strong> von Wohnungsgenossenschaften ihr Wohnrecht<br />

in Form <strong>der</strong> Anteile z.B. an ihre Kin<strong>der</strong> weitergeben, weil Wohnungsgenossenschaften verpflichtet<br />

sind, ihre Mitglie<strong>der</strong> mit Wohnraum zu versorgen. (vgl. BMVBW 2004: 57) Auch <strong>der</strong> Aus-

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