Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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7. Untersuchungsergebnisse 66<br />
nossenschaften betonen, dass es für sie keine Unterschiede zwischen deutschen und türkischen<br />
Haushalten gibt.<br />
Themenkomplex II: Strategien zum interkulturellen Wohnen<br />
<br />
Wohnungsbelegungspraxis, Wohnungsvergabepraxis, Erfahrungen zu Wohnwünschen<br />
In beiden Genossenschaften wird bei <strong>der</strong> Wohnungsbelegung auf eine kulturelle Mischung in den<br />
Häusern geachtet. Hier<strong>du</strong>rch sollen „rein türkische Häuser“ vermieden werden. In <strong>der</strong> Genossenschaft<br />
„am Ostseeplatz“ sind aber auch „rein deutsche Häuser“ nicht gewünscht. Die Wohnungsvergabe<br />
erfolgt in <strong>der</strong> Wohnungsgenossenschaft „am Ostseeplatz“ nach einer Warteliste. Denjenigen,<br />
die am längsten Mitglied sind, wird als erstes die Wohnung angeboten. In <strong>der</strong> GeWoSüd<br />
sind bei <strong>der</strong> Wohnungsvergabe Kriterien wie Einkommen und Familiengröße (in Bezug auf eine<br />
Überbelegung <strong>der</strong> Wohnung) von Bedeutung. Dies heißt allerdings nicht, dass Menschen mit<br />
höheren Einkommen in <strong>der</strong> GeWoSüd generell bevorzugt werden. Von Bedeutung ist eher die<br />
„soziale Konstellation“ im Wohngebäude. Eine Konzentration sozial Schwacher in einzelnen Gebäuden<br />
soll vermieden werden.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Wohnwünsche von Türken und Deutschen gaben beide Genossenschaften an,<br />
dass türkische Mitglie<strong>der</strong> gerne unter Deutschen wohnen und keineswegs nur mit Türken in einem<br />
Haus leben möchten. Zu den Wohnwünschen <strong>der</strong> deutschen Mitglie<strong>der</strong> hinsichtlich des Zusammenlebens<br />
mit türkischstämmigen Mitglie<strong>der</strong>n gab die GeWoSüd an, dass es große Unterschiede<br />
zwischen den Bauteilen gibt. Es „[…] kann gut nach Tempelhof <strong>o<strong>der</strong></strong> nach Lankwitz vermittelt<br />
werden. Nach Steglitz gar nicht, wenn […] da versucht würde, einen Türken, eine türkischstämmige<br />
Familien reinzusetzen, dann kann ich mich vor Protest nicht retten.“ (E2) In <strong>der</strong> Genossenschaft<br />
„am Ostseeplatz“ gibt es im Bauteil Kreuzberg keine Vorbehalte seitens <strong>der</strong> deutschen<br />
Bewohner gegenüber den Türken. „Allerdings gibt es <strong>schon</strong> Vorbehalte und zwar bei <strong>der</strong> Ursprungsgenossenschaft<br />
am Ostseeplatz. Hier lebt eine sehr konservative Klientel in <strong>der</strong> Peripherie<br />
von Prenzlauer Berg. […] Alteingesessene, konservative, ältere Prenzlberger, die selbstverständlich<br />
ein Problem damit haben, dass wir jetzt 50 Kreuzberger Mitglie<strong>der</strong> und eine Mitarbeiterin,<br />
die ein Kopftuch trägt, haben.“ (E1)<br />
Themenkomplex III: Nachbarschaften und Beteiligung<br />
<br />
Türkischstämmige und deutsche Bewohner: Schwierigkeiten und positive Erfahrungen im<br />
Zusammenleben, Erfahrungen zur Beteiligung von Migranten in den genossenschaftlichen<br />
Gremien<br />
In <strong>der</strong> GeWoSüd sind nachbarschaftliche Konflikte zwischen deutschen und türkischen Familien<br />
bekannt. Dabei geht es v.a. um Kin<strong>der</strong>lärm. Diese Konflikte sind allerdings recht selten. In <strong>der</strong><br />
Genossenschaft „am Ostseeplatz“ gibt es nach Angaben <strong>der</strong> Vertreter keine Probleme.