Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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3. Wohnungsgenossenschaften 35<br />
RIDINGER (2007) sieht die Integrationspotentiale bei Wohnungsgenossenschaften v.a. in den<br />
<strong>du</strong>rchschnittlich geringen Größen <strong>der</strong> Wohnungsgenossenschaften gegenüber an<strong>der</strong>en Wohnungsunternehmen<br />
und da<strong>du</strong>rch in <strong>der</strong> nachbarschaftlichen Gemeinschaft als Basis für interkulturelle<br />
Kommunikation. Er plädiert außerdem dafür, Migranten verstärkt als Zielgruppe wahrzunehmen,<br />
weil die starke Überalterung vieler Genossenschaften die Gewinnung neuer Zielgruppen<br />
notwendig macht. (vgl. ebd.: 25-29)<br />
Die umfassendste Veröffentlichung zum Thema mit dem Titel „Integration und Migration in Wohnungsgenossenschaften“<br />
wurde 2006 als Arbeitshilfe für die Mitgliedsunternehmen vom VDW<br />
SÜDWEST herausgegeben. Die Arbeitshilfe wurde vom INSTITUT FÜR GENOSSENSCHAFTSWESEN IN<br />
MARBURG (IFG MARBURG) erstellt. 16 Ähnlich wie in dieser Arbeit nachstehend erläutert, werden<br />
auch hier einige „ur“-genossenschaftliche“ Prinzipien zur Herleitung <strong>der</strong> Integrationspotentiale<br />
verwendet. Allerdings wird die Integrationsleistung in <strong>der</strong> Arbeitshilfe primär auf die Entwicklung<br />
einer interkulturellen Nachbarschaft und Stärkung <strong>der</strong> Partizipation bezogen. Sekundär wird auch<br />
die Wohnsicherheit angesprochen. (vgl. VDW SÜDWEST 2006: 5) Diese Veröffentlichung ist allerdings<br />
nur den Mitgliedsunternehmen des VDW SÜDWEST zugänglich, wurde aber freundlicherweise<br />
auch <strong>der</strong> Autorin auf Anfrage zur Verfügung gestellt.<br />
Die bisherigen migrationsspezifischen Integrationskonzepte beziehen sich auf die Bereiche Partizipationsmöglichkeiten<br />
(BBR 2006: 22-29; MERSMANN 2005: 175-215), die Forcierung <strong>der</strong> nachbarschaftlichen<br />
interkulturellen Kommunikation (RIDINGER 2007: 29-25; VDW SÜDWEST 2006: 6 f.;<br />
BMVBW 2004: 317) und identifikatorische Prozesse über die Eigentumsbil<strong>du</strong>ng (BMVBS/BBR<br />
2007: 87 ff.; BUNDESREGIERUNG 2007: 113, BBR 2006: 22-29; BMVBW 2004: 317). Eine empirische<br />
Untersuchung existiert – mit Ausnahme dieser Arbeit – nicht zum migrationsspezifischen<br />
Integrationspotential von Wohnungsgenossenschaften.<br />
Die systematische Zusammenschau <strong>der</strong> Integrationsebenen und <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten genossenschaftlichen<br />
Wohnens deutet auf Integrationspotentiale auf vier Integrationsebenen hin. (vgl. Tabelle<br />
6) Auf drei <strong>der</strong> vier Ebenen von Integration nach ESSER (2001) sowie zusätzlich auf <strong>der</strong> aus<br />
dem Forscherkonsens von REIMANN (2008) abgeleiteten rechtlich-politischen Ebene (vgl. Kapitel<br />
2.2) bieten Wohnungsgenossenschaften <strong>du</strong>rch ihre charakteristischen Alleinstellungsmerkmale<br />
unter den Wohnraumanbietern möglicherweise ein migrationsspezifisches Integrationspotential.<br />
Dieses sollen im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Arbeit untersucht werden.<br />
16 Die telefonische Rückfrage nach weiteren Forschungsergebnissen zur Integration und Migration in Wohnungsgenossenschaften<br />
beim IfG Marburg ergab, dass dieses Thema nach Abschluss <strong>der</strong> Auftragsarbeit<br />
des VDW SÜDWEST nicht weiter verfolgt wurde. (Telefongespräch am 28.10. 2009 mit Dr. Stephanie<br />
HANRATH, IfG Marburg)