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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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2. Theoretischer Hintergrund 13<br />

Toleranz- und Ausgrenzungs“kulturen““ entwickeln und schlägt vor, Quartiere unter den Bedingungen<br />

sozialer und ethnischer Segregation nicht nur zu problematisieren, son<strong>der</strong>n „mit den bestehenden<br />

Bevölkerungszusammensetzungen vor Ort umzugehen und ihre endogenen Potentiale<br />

zu stärken“. (ebd.: 262 f.)<br />

2.3.2 Wohnen im Integrationskontext<br />

Der Bereich Wohnen kann nach ESSER (2001) <strong>der</strong> Integrationsdimension „Plazierung“ zugeordnet<br />

werden. (vgl. ebd.: 8) Der Integrationsfortschritt zeichnet sich in diesem Bereich zum einen<br />

<strong>du</strong>rch eine Verbesserung <strong>der</strong> rechtlichen Position, wie z.B. <strong>du</strong>rch den Wechsel von einem Miet- in<br />

ein Eigentumsverhältnis, zum an<strong>der</strong>en auch <strong>du</strong>rch eine Verbesserung <strong>der</strong> Wohnsituation bzw.<br />

<strong>du</strong>rch eine Annährung <strong>der</strong> Wohnsituation von Migranten an die Wohnverhältnisse <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft<br />

aus.<br />

Zur Bewertung <strong>der</strong> Wohnsicherheit kann die Wohneigentümerquote von Migranten herangezogen<br />

werden. In Deutschland lag die Wohneigentümerquote für z.B. die türkische Bevölkerungsgruppe<br />

2004 bei ca. 22% (HAYEN et al. 2005: 102 nach BERNHARDT 2008: 26) gegenüber 44% bei<br />

<strong>der</strong> deutschen Bevölkerung in 2003. (vgl. BRAUN/PFEIFFER 2006: 2 nach BERNHARDT 2008: 22) Im<br />

migrationsspezifischen Integrationskontext wird die Wohnsicherheit in Wohnungsgenossenschaften<br />

bisher kaum behandelt. (vgl. Kapitel 3.5) Die Gründe hierfür können in dem ohnehin geringen<br />

Anteil genossenschaftlicher Wohnungen liegen (7,6% <strong>der</strong> Wohnungen in Deutschland sind Genossenschaftswohnungen,<br />

vgl. BBU Verbandsstatistik, unveröffentlicht) sowie dem geringen Anteil<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n mit Migrationshintergrund in Wohnungsgenossenschaften (vgl. Kapitel 4.2.2),<br />

können aber auch darin begründet sein, dass das genossenschaftliche Wohnen in <strong>der</strong> Statistik<br />

vielfach nicht in Abgrenzung zum Mietwohnverhältnis ausgewiesen wird.<br />

Die Wohnsituation kann <strong>du</strong>rch verschiedene Indikatoren beschrieben werden. Allgemein werden<br />

objektive Kriterien wie Wohndichte, Ausstattung und Zustand <strong>der</strong> Wohnung, Zugang zu Freiraum,<br />

Mietbelastung, Wohnumfeldqualität und Wohnsicherheit herangezogen. (vgl. GESTRING et al.<br />

2006: 59-61; HÄUßERMANN/SIEBEL 2001: 19) Zu Beginn <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung bewerten Migranten<br />

die im Aufnahmeland vorgefundenen Wohnbedingungen, indem sie sie mit denen im Herkunftsland<br />

vergleichen. Seit längerem in Deutschland lebende und hier geborene Migranten vergleichen<br />

ihre Wohnqualität dagegen mit den <strong>Wohnst</strong>andards des Aufnahmelandes. Aus diesem<br />

Grund kann eine wachsende Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> Wohnsituation unter Umständen als Integrationsfortschritt<br />

bewertet werden. (vgl. HÄUßERMANN/SIEBEL 2001: 16)<br />

Insgesamt ist die Integration im Sinne einer Annährung an die Mehrheitsgesellschaft im Bereich<br />

Wohnen <strong>der</strong>zeit <strong>noch</strong> unzureichend. Tatsächlich verfügen viele Migranten über weniger Wohnfläche<br />

pro Person als Deutsche, obwohl im Zeitverlauf eine Annährung stattfand. Zudem haben<br />

Migranten <strong>du</strong>rchschnittlich eine höhere Mietbelastung und leben häufiger in einfachen Wohnlagen<br />

mit schlechteren Wohnumfeldqualitäten. (vgl. Gestring et al. 2006: 60 f.) Beispielhaft hierfür

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