Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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1. Einleitung 2<br />
den Werten einer Gruppe) sowie auf sozialer Ebene (z.B. <strong>du</strong>rch den Einbezug in eine interkulturelle<br />
Nachbarschaft) gesehen. (vgl. REIMANN 2008: 193)<br />
Über Jahrzehnte kam <strong>der</strong> Integration <strong>du</strong>rch den Arbeitsmarkt für die systemische bzw. strukturelle<br />
Integration die bedeutendste Rolle zu. Sie sicherte materielle Teilhabe und Anerkennung sowie<br />
Gelegenheiten für interkulturelle Kontakte und deckte damit auch an<strong>der</strong>e Integrationsdimensionen<br />
ab bzw. eröffnete Teilnahmechancen daran. Bedingt <strong>du</strong>rch die Dein<strong>du</strong>strialisierung verliert<br />
die Integrationskraft des Arbeitsmarktes aber an Bedeutung. Vertreter aus Wissenschaft und<br />
Praxis konstatieren daher eine Bedeutungsverschiebung in Richtung des Wohnquartiers (vgl.<br />
z.B. MÜNCH 2007: 46) und auch in den nationalen Integrationsplan <strong>der</strong> BUNDESREGIERUNG (2007)<br />
wurde Wohnen und Wohnumfeld als eigenes Themenfeld aufgenommen. Neben <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
des Wohneigentumserwerbs wird in diesem Kontext auch die Rolle von Wohnungsgenossenschaften<br />
hervorgehoben. Durch die Doppelrolle <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> von Wohnungsgenossenschaften<br />
als Nutzer und Anteilseigner wird eine stärke Identifikation und damit einhergehend auch ein höheres<br />
Interesse an den genossenschaftlichen Wohnungsbeständen im Vergleich zur Mietwohnungen<br />
erwartet. (vgl. ebd. 2007: 112-115) Daneben benennen weitere Studien integrative Potentiale<br />
in den Bereichen Partizipation (vgl. MERSMANN 2005: 175-215; BBR 2006: 22.29) und<br />
soziale Integration (vgl. VDW SÜDWEST 2006: 6 f.; RIDINGER 2007: 29-35). Bislang existiert – nach<br />
dem Stand <strong>der</strong> Recherche <strong>der</strong> Autorin – keine systematische Darstellung <strong>der</strong> Integrationspotentiale<br />
<strong>du</strong>rch genossenschaftliche Strukturen und keine Untersuchung unter Einbezug <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
von Wohnungsgenossenschaften.<br />
Eine Zusammenschau aktueller Integrationsbedarfe und genossenschaftlicher Beson<strong>der</strong>heiten<br />
zeigt jedoch gemeinsame Ansatzpunkte auf:<br />
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strukturelle <strong>o<strong>der</strong></strong> systemische Integration <strong>du</strong>rch eine verbesserte Wohnsicherheit und Wohnqualität<br />
für die Mitglie<strong>der</strong> von Wohnungsgenossenschafen im Vergleich zum Wohnen zur<br />
Miete<br />
politisch-rechtliche Integration <strong>du</strong>rch die Partizipationsmöglichkeiten und -rechte für Mitglie<strong>der</strong><br />
von Wohnungsgenossenschaften<br />
identifikatorische Integration über die genossenschaftlichen Werte<br />
soziale Integration <strong>du</strong>rch die sozialen Ziele <strong>der</strong> Wohnungsgenossenschaft, die z.B. in Form<br />
gemeinsamer nachbarschaftlicher Aktivitäten geför<strong>der</strong>t werden<br />
Da Wohnungsgenossenschaften keine homogene Unternehmensgruppe sind, ist anzunehmen,<br />
dass verschiede Genossenschaftstypen – z.B. nach Alter und Größe systematisiert – unterschiedliche<br />
integrative Potentiale entfalten.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Frage <strong>Wohnst</strong> <strong>du</strong> <strong>noch</strong> <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>lebst</strong> <strong>du</strong> <strong>schon</strong>? soll in dieser Arbeit anhand<br />
von zwei Fallbeispielen das Integrationspotential von Wohnungsgenossenschaften für türkischstämmige<br />
Bewohner untersucht werden. Mittelpunkt <strong>der</strong> Fragestellung ist, ob auch das Mehr