Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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3. Wohnungsgenossenschaften 37<br />
Bezieht man die Differenzierung <strong>der</strong> Genossenschaftslandschaft nach BEETZ (2005: 69-73) und<br />
KÖNIG (2004: 60-75) (vgl. Kapitel 3.3) in die Betrachtungen zu den Integrationspotentialen ein,<br />
lässt dies vermuten, dass Genossenschaften – unterschieden nach <strong>der</strong> Unternehmensgröße und<br />
dem Alter – unterschiedliche integrative Stärken haben. In den Tabellen 7 und 8 sind die Integrationspotentiale<br />
nach Größen- und Altersklassen dargestellt. Konstellationen, die auf Integrationsbehin<strong>der</strong>ungen<br />
hindeuten, wurden ebenfalls in die Zusammenschau aufgenommen. Im Folgenden<br />
werden die Integrationspotentiale für die Kombination mittelgroße & alte Genossenschaft<br />
sowie kleine & junge (Selbstschutzprojekt) ausführlicher dargestellt, da diese beiden Genossenschaftstypen<br />
im Rahmen dieser Arbeit untersucht wurden. (vgl. Kapitel 6)<br />
Die Merkmalskombination von mittelgroßen & alten Genossenschaften deutet auf beson<strong>der</strong>e<br />
migrationsspezifische Integrationspotentiale in den Dimensionen Plazierung und Interaktion hin.<br />
Alte Genossenschaften verfügen über einen größeren ökonomischen Hintergrund als z.B. kleine<br />
und junge Genossenschaften. Dies ermöglicht dementsprechend auch größere Spielräume, was<br />
die Investitionen in die Bestände betrifft und wirkt sich damit positiv auf die Wohnqualität aus.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> mittleren Größe und <strong>der</strong> damit verbundenen sozialen Überschaubarkeit ist es diesen<br />
Genossenschaften möglich, Angebote zur Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts<br />
finanziell zu unterstützen und dabei gleichzeitig die Mitglie<strong>der</strong>interessen in die Ausgestaltung<br />
<strong>der</strong> Angebote mit einzubeziehen. Bei alten Genossenschaften aber bestehen möglicherweise<br />
gleichzeitig Integrationsprobleme. So könnte eine sehr homogene, ältere Mietglie<strong>der</strong>klientel<br />
die Einglie<strong>der</strong>ung z.B. fremd-ethnischer Bewohner erschweren. (vgl. Tabellen 7 und 8)<br />
Entsprechend <strong>der</strong> Merkmale von kleinen & jungen Genossenschaften in Form von Selbstschutzprojekten<br />
ist anzunehmen, dass die integrativen Potentiale vor allem in den Bereichen Plazierung,<br />
Partizipation und Identifikation liegen. Im Bereich <strong>der</strong> Plazierung ist allerdings davon auszugehen,<br />
dass die Wohnsicherheit im Gegensatz zur Verbesserung des <strong>Wohnst</strong>andards speziell<br />
bei Selbstschutzprojekten eine größere Bedeutung für die Bewohner hat. Sicher bemühen sich<br />
auch kleine und junge Genossenschaften um die Aufwertung <strong>der</strong> Wohnungen und des Wohnumfelds,<br />
da aber die finanzielle Ausstattung bei kleinen und jungen Genossenschafen oftmals eher<br />
gering ausfällt, sind Aufwertungsmaßnahmen vielfach nur in kleinen Schritten möglich.<br />
Partizipative Integrationspotentiale sind bei jungen Genossenschaften in Form von Selbstschutzprojekten<br />
auf die Ziele <strong>der</strong> Unternehmenstätigkeit zurückzuführen. Eine stärkere Partizipation ist<br />
zu erwarten, da hier das Interesse am eigenen Wohnraum Auslöser des „Genossenschaftsprozesses“<br />
war und die Bewohner vermutlich auch über dessen weitere Gestaltung mitbestimmen<br />
möchten. Weiterhin sind identifikatorische Integrationspotentiale zu erwarten. Ausgeprägtes ehrenamtliches<br />
Engagement in kleinen Wohnungsgenossenschaften deutet auf eine starke Identifikation<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Genossenschaft hin. Für junge Selbstschutzprojekte ist zu erwarten,<br />
dass sich die Bewohner bewusst für eine genossenschaftliche Lösung entschieden haben und<br />
die Kenntnis über genossenschaftliche Inhalte sowie die Geschichte des „Genossenschaftsprozesses“<br />
bei den Bewohnern präsent sind. (vgl. Tabellen 7 und 8)