Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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4. Türkische Bevölkerung und Wohnungsgenossenschaften in Berlin 47<br />
ten Berliner Türken häufiger Partnerinnen aus <strong>der</strong> Türkei als Berliner Türkinnen Partner aus dem<br />
Herkunftsland. (vgl. SASF 2002: 4,13)<br />
Die Verdopplung mehrheitsgesellschaftlicher Institutionen meint eine Vervollständigung <strong>der</strong> „ethnischen<br />
Gemeinde“ z.B. <strong>du</strong>rch die Schaffung eigener Medien, eigener Geschäfte <strong>o<strong>der</strong></strong> auch eigener<br />
Sportvereine. (vgl. HALM/SAUER 2006: 87) Hierzu untersuchte die Studie zur Lebenswelt<br />
türkischer Berliner, inwieweit Berliner Türken „beim Einkaufen, in <strong>der</strong> Freizeit, beim Sport und in<br />
den Medien Angebote <strong>der</strong> eigenen Gruppe bevorzugen“, um zu erfahren, ob es einen Rückzug in<br />
eine Parallelwelt gibt. Dieses Statement lehnten 70% <strong>der</strong> Befragten ab. (vgl. SASF 2002: 21)<br />
Teil <strong>der</strong> lebensweltlichen Situation sind auch die ökonomische und die soziale Situation. Da die<br />
soziale Situation in Form <strong>der</strong> beruflichen Stellung mit <strong>der</strong> ökonomischen Situation i.d.R. eng verknüpft<br />
ist, soll im Folgenden lediglich die ökonomische Situation näher beschrieben werden.<br />
Die Betrachtung <strong>der</strong> Erwerbslosenquote zeigt einen generellen Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit in<br />
Berlin seit den 1990er Jahren. (vgl. Abbil<strong>du</strong>ng 7) Die Ursachen hierfür liegen in <strong>der</strong><br />
Dein<strong>du</strong>strialisierung <strong>der</strong> Stadt. Während <strong>der</strong> deutschen Teilung wurde die Berliner In<strong>du</strong>strie stark<br />
<strong>du</strong>rch die Bundesrepublik subventioniert. Der Rückgang des Transfers nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
bedeute die Insolvenz für zahlreiche In<strong>du</strong>strien. Von dem Rückgang <strong>der</strong> Arbeitsplätze waren<br />
insbeson<strong>der</strong>e ehemalige Gastarbeiter betroffen. (vgl. KEMPER 1998: 1766) Der wirtschaftliche<br />
Strukturwandel in Richtung Tertiärisierung führte zu einer Zunahme <strong>der</strong> Arbeitsplätze bei den<br />
höherwertigen sowie bei den „personenbezogenen und sozialen“ Dienstleistungen. Erstere sind<br />
gut bezahlte Arbeitsplätze für Hochqualifizierte, letztere sind eher prekäre, schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse.<br />
(vgl. GESTRING et al. 2006: 150) Da viele Migranten schulisch und daraus resultierend<br />
auch beruflich gering qualifiziert sind, gehören sie zu den M<strong>o<strong>der</strong></strong>nisierungsverlierern. (vgl.<br />
SCHUMANN 2002: 19 nach GESTRING et al. 2006: 150)