Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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2. Theoretischer Hintergrund 17<br />
Wenngleich auch homogene Nachbarschaften Potentiale aufweisen, bleiben insbeson<strong>der</strong>e heterogene<br />
nachbarschaftliche Netzwerke für die Integration bedeutend. Sie ermöglichen neben Hilfeleistungen<br />
auch den Zugang zu verschiedenen Informationen. Bleiben Netzwerke wenig ausgeprägt<br />
und homogen, bieten sie dagegen oftmals nur beschränkten Zugang zu Informationen.<br />
So haben Erwerbstätige mehr Informationen über Arbeitsangebote als Personen, die selbst arbeitslos<br />
sind. Insbeson<strong>der</strong>e für ethnische Min<strong>der</strong>heiten geht eine Beschränkung auf die ethnische<br />
Community oftmals mit einer Beschränkung auf die <strong>der</strong> ethnischen Gruppe zugänglichen Wohnungs-<br />
und Arbeitsmarktsegmente einher. (vgl. GESTRING 2006: 137; SIEBEL 2005: 389)<br />
Die Qualität des nachbarschaftlichen Zusammenlebens wird in ein Nebeneinan<strong>der</strong> und ein Miteinan<strong>der</strong><br />
unterschieden. Ein Nebeneinan<strong>der</strong> existiert, wenn sich Menschen überwiegend in ihrer<br />
eigenen Gruppe bewegen und sich z.T. sogar <strong>du</strong>rch ein aktives Gegeneinan<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en<br />
Gruppen abgrenzen. Von einem Miteinan<strong>der</strong> wird gesprochen, wenn Mitglie<strong>der</strong> verschiedener<br />
Gruppen interagieren. (vgl. BÖHME/SCHULERI-HARTJE 2002: 2)<br />
Untersuchungen zufolge sind interkulturelle Nachbarschaften in <strong>der</strong> Regel eher <strong>du</strong>rch ein Nebeneinan<strong>der</strong><br />
als <strong>du</strong>rch ein Miteinan<strong>der</strong> gekennzeichnet. Die Kontakte beschränken sich vielfach lediglich<br />
aufs Grüßen und sind ansonsten eher unverbindlich. (vlg. GAITINAIDES 2008: 4, 8;<br />
BÖHME/SCHULERI-HARTJE 2002: 3) Neben einer Koexistenz <strong>der</strong> Gruppen lassen sich für interkulturelle<br />
Nachbarschaften, insbeson<strong>der</strong>e für ethnisch und sozial segregierte Quartiere, auch Konfliktdynamiken<br />
nachweisen. (z.B. HEITMEYER 1998: 455 ff.) Vor allem von Arbeitslosigkeit und<br />
Armut betroffene Deutsche entwickeln hiernach Sozialneid auf nicht-deutsche Bewohner<br />
und/<strong>o<strong>der</strong></strong> fühlen sich <strong>du</strong>rch einen fremden kulturellen Habitus bedroht. Darüber hinaus wird auch<br />
dem Zusammenleben von älterer deutscher Bevölkerung und jüngerer Bevölkerung nichtdeutscher<br />
Herkunft ein beson<strong>der</strong>es Konfliktpotential zugeschrieben, weil hier die Lebensstile sehr<br />
weit auseinan<strong>der</strong> liegen. In <strong>der</strong> Folge kommt es zu Auseinan<strong>der</strong>setzungen. (vgl. KRUMMACHER et<br />
al 2003: 21, 36, 43 f.; BÖHME/SCHULERI-HARTJE 2002: 3 f.; HÄUßERMANN/FARWICK 2002: 216)<br />
GROEGER (2001) konstatiert demgegenüber „dass es weit weniger desaströs in diesen Vierteln<br />
zugeht als beschrieben, dass die Probleme nicht so massiv auftreten wie behauptet, dass ein<br />
großer Teil <strong>der</strong> Migrantenjugendlichen und <strong>der</strong> deklassierten Deutschen sich nicht in diesem Maße<br />
konflikteskalierend verhalten.“ (vgl. ebd.: 351) An<strong>der</strong>e Autoren gehen davon aus, dass von<br />
einem hohen Zuwan<strong>der</strong>eranteil sogar eine positive Einflussnahme auf die Öffnung <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft<br />
ausgehen kann. (vgl. GAITANIDES 2008: 2) Danach bieten hier Kontaktmöglichkeiten<br />
Potentiale für den Abbau von Xenophobie. Erst wenn diese nicht <strong>o<strong>der</strong></strong> nur in geringem<br />
Maße bestehen, wie z.B. in Ostdeutschland, käme es zu einer Schließung <strong>o<strong>der</strong></strong> sogar zu einer<br />
Abwehrhaltung <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft gegenüber den ethnischen Min<strong>der</strong>heiten. (vgl.<br />
WOLF/WAGNER/CHRIST 2005: 78 ff. nach GAITANIDES 2008: 2)