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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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4. Türkische Bevölkerung und Wohnungsgenossenschaften in Berlin 43<br />

stämmigen Bevölkerung in Berlin beträgt rund 23% an <strong>der</strong> nicht-deutschen und gute 5% an <strong>der</strong><br />

Bevölkerung insgesamt. (vgl. Mikrozensus)<br />

Die Immigration ausländischer Arbeitnehmer führte in Berlin und auch in an<strong>der</strong>en deutschen<br />

Städten zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozialstruktur. „Die Auswirkungen auf die soziale Schichtung und<br />

die Beschäftigtenstruktur […] waren erheblich.“ Auch auf räumlicher Ebene war die Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

ablesbar, weil sich die ausländische Wohnbevölkerung in bestimmten Stadtteilen konzentrierte.<br />

(vgl. HÄUßERMANN/FARWICK 2002: 74)<br />

4.1.2 Räumliche Verteilung <strong>der</strong> türkischen Bevölkerung<br />

Die türkische Bevölkerung konzentriert sich bereits seit den 1960er Jahren vor allem in den innerstädtischen<br />

Altbau- sowie ehemaligen Sanierungs- und Sanierungserwartungsgebieten West-<br />

Berlins. Diese Gebiete waren zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> türkischen Bevölkerung <strong>du</strong>rch<br />

enorme Leerstände gekennzeichnet. Verknüpft mit geringen Ausstattungsstandards wurde hier<strong>du</strong>rch<br />

<strong>der</strong> günstige Mietpreis für die Wohnungen bestimmt. Die türkische sowie die ausländische<br />

Bevölkerung insgesamt galt als Zwischenmieter vor dem Abriss <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>der</strong> Sanierung dieser Wohnungsbestände,<br />

weil zu diesem Zeitpunkt nach einem temporären Aufenthalt <strong>noch</strong> die Rückkehr<br />

in die Herkunftslän<strong>der</strong> erwartet wurde. Der Zuzug in Neubausozialwohnungen war den Gastarbeitern<br />

zunächst nicht gestattet. (vgl. HÄUßERMANN/FARWICK 2002: 77-80)<br />

Nachdem die Auslän<strong>der</strong>anteile in den damaligen Bezirken Tiergarten, Wedding und Kreuzberg<br />

bis 1975 auf mehr als 15% – <strong>der</strong> West-Berliner Durchschnitt lag bei 9% – stiegen, verhängte <strong>der</strong><br />

Senat ab 1976 eine Zugzugsperre für diese Bezirke und öffnete den sozialen Wohnungsneubau<br />

für Auslän<strong>der</strong>. Die Zuzugssperre führte dazu, dass die Türken nun auch vermehrt nach Neukölln<br />

<strong>o<strong>der</strong></strong> in die Spandauer Innenstadt zogen. (vgl. HÄUßERMANN/FARWICK 2002: 84, HÄUßERMANN<br />

1998: 148) Die wohnungspolitische Maßnahme des Zuzugsstopps von Migranten in bestimmte<br />

Bezirke war allerdings nur eingeschränkt wirksam, weil <strong>der</strong> Zuzug <strong>du</strong>rch Familiennachzug <strong>o<strong>der</strong></strong><br />

Kettenmigration umgangen wurde. (vgl. MÜNCH 2007: 48) Nach den politischen Entwicklungen<br />

1989/90 wurde die Zuzugssperre aufgehoben. (vgl. KAPPHAN 2002: 94).<br />

Die höchsten Anteile türkischer Bevölkerung konzentrieren sich <strong>noch</strong> heute in den Alt-Bezirken<br />

Wedding, Kreuzberg und Neukölln in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> ehemaligen Grenze zu Ost-Berlin. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die innerstädtischen Altbaugebiete sind die traditionellen Wohngebiete türkischer Bevölkerung.<br />

Nur wenige Türken sind bislang nach Ost-Berlin gezogen. Die Gründe hierfür werden einerseits<br />

darin gesehen, dass die türkische Bevölkerung Wohngebiete bevorzugt, in denen sie bereits<br />

über soziale Netzwerke verfügen und eine ethnisch geprägte Infrastruktur vorhanden ist. An<strong>der</strong>erseits<br />

wird auch davon ausgegangen, dass Türken Fremdenfeindlichkeit in Ostberlin fürchten.<br />

(vgl. KEMPER 1998: 1780 f.)

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