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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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2. Theoretischer Hintergrund 18<br />

2.3.4 Lokale Partizipation im Integrationskontext<br />

Lokale Partizipation kann die Integration von Migranten unterstützen, weil damit die Teilhabechancen<br />

an Gütern und Ressourcen (materielle Integration), die interkulturelle Kommunikation<br />

und Mitbestimmungsmöglichkeiten (diskursive Integration) sowie eine Stärkung des Selbstbewusstseins<br />

und <strong>der</strong> Identifikation, z.B. mit dem Quartier <strong>o<strong>der</strong></strong> dem konkreten Wohnort<br />

(identifikatorische Integration) verbunden ist. (vgl. HANHÖRSTER/REIMANN 2007: 9, Bezugnahme<br />

auf das dreidimensionale Integrationsverständnis von ANHUT/HEITMEYER 2000)<br />

Die lokale Teilhabe stellt insbeson<strong>der</strong>e in benachteiligten Stadtgebieten eine wichtige Ressource<br />

dar. Partizipation ist deshalb auch ein strategisches Handlungsfeld im Bund-Län<strong>der</strong>-Programm<br />

„Soziale Stadt“ 8 und wurde in diesem Kontext in zahlreichen Expertisen wissenschaftlich untersucht<br />

und forschend begleitet. (vgl. z.B. HANHÖRSTER/REIMANN 2007) Partizipative Ansätze werden<br />

aber auch in an<strong>der</strong>en Programmen z.B. im Stadtumbau sowie in <strong>der</strong> Geschäftspraxis einiger<br />

kommunaler Wohnungsunternehmen und von Genossenschaften angewendet. (vgl. MERSMANN<br />

2005: 175 ff.; vgl. Kapitel 3.1.2)<br />

Durch die Teilhabe- und Mitbestimmungsmöglichkeiten über soziale und bauliche Maßnahmen<br />

soll die Identifikation <strong>der</strong> Bewohner mit ihrem Quartier erhöht werden. Darüber hinaus können<br />

<strong>du</strong>rch die Etablierung verschiedener Partizipationsformen – sei es bei Einzelfallentschei<strong>du</strong>ngen,<br />

bei sporadischen <strong>o<strong>der</strong></strong> auch bei regelmäßigen Treffen – Gelegenheiten zur Kommunikation und<br />

Vernetzung geschaffen werden. Darauf aufbauend bietet sich dann die Möglichkeit, die Bewohner<br />

an weiteren Prozessen vor Ort zu beteiligen und langfristig zu befähigen, sich eigeninitiativ<br />

für ihre (Wohn-)Umwelt zu engagieren. (vgl. BÖHME/SCHULERI-HARTJE 2002: 6 f.; FRANKE 2003:<br />

193)<br />

Die beteiligenden Maßnahmen stellen keine Selbstläufer dar, son<strong>der</strong>n bedürfen in den meisten<br />

Fällen eines großen Engagements seitens <strong>der</strong> Initiatoren. Insbeson<strong>der</strong>e die Einbin<strong>du</strong>ng von Migranten<br />

in verfasste Gremien gelang bislang im Rahmen von „Soziale Stadt“ nur in sehr geringem<br />

Umfang (vgl. IFS 2004: 128). Dies ist zum einen darin begründet, dass die Bedürfnisse von Migranten<br />

während <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte we<strong>der</strong> gesellschaftlich <strong>noch</strong> politisch beachtet wurden und<br />

auch die plötzlich entstehenden Möglichkeiten erst erlernt werden müssen. Zum an<strong>der</strong>en fehlt es<br />

an migrantenspezifischen Beteiligungskonzepten. Darüber hinaus tragen sprachliche und kulturelle<br />

Hin<strong>der</strong>nisse seitens <strong>der</strong> Migranten dazu bei, dass diese nur bedingt im Stadtteil partizipieren.<br />

(vgl. REIMANN/SCHULERI-HARTJE 2005: 5; OTMAN 2006: 37) Des Weiteren wird die Beteiligung<br />

8 Das Bund-Län<strong>der</strong>-Programm „Stadtteile mit beson<strong>der</strong>em Entwicklungsbedarf - Die Soziale Stadt“ (kurz:<br />

Soziale Stadt) wurde 1999 mit dem Auftrag ins Leben gerufen, <strong>der</strong> „Abwärtsspirale“ in Stadtteilen mit beson<strong>der</strong>em<br />

Entwicklungsbedarf entgegenzuwirken und die Lebensbedingungen im Quartier zu verbessern.<br />

1999 begann das Programm in 161 Stadtteilen, bis 2008 stieg die Zahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Quartiere auf 523<br />

an. Inhaltliche Handlungsfel<strong>der</strong> sind u.a.: Beschäftigung, Qualifizierung und Ausbil<strong>du</strong>ng, soziale Aktivitäten<br />

und soziale Infrastruktur, Schule und Bil<strong>du</strong>ng, Stadtteilkultur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer<br />

und ethnischer Gruppen, Wohnungsmarkt und Wohnungsbewirtschaftung, Wohnumfeld und öffentlicher<br />

Raum. (vgl. SOZIALE STADT 2009: o. S.)

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