Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

4. Türkische Bevölkerung und Wohnungsgenossenschaften in Berlin 49
4.1.4 Zusammenfassung
Die Zuwanderungsgeschichte der türkischen Bevölkerung zeigt, dass aus einer ursprünglich
temporär angelegten Wanderung vor mehr als 40 Jahren im Zeitverlauf eine dauerhafte Einwanderung
wurde. Zahlenmäßig ist die türkische Bevölkerung in Berlin ein fester Bestandteil der Gesellschaft,
der sich räumlich vornehmlich in den Alt-Bezirken Wedding, Neukölln und Kreuzberg
konzentriert. Die Betrachtung der Wohn- und Lebenssituation zeigt, dass in diesen Bereichen
bislang noch keine ausreichende Angleichung an die Mehrheitsgesellschaft vollzogen wurde.
Schlechtere Wohnbedingungen, geringe Bildungsabschlüsse, die partielle Orientierung auf die
eigene Community sowie die schwierige ökonomische Situation vieler Berliner mit türkischer Migrationsgeschichte
konnten bislang nicht überwunden werden, wenngleich sich dies auch die türkische
Bevölkerung wünscht bzw. dies als wichtig erachtet, wie die Ausführungen zur Bedeutung
der Schulabschlüsse und Sprachkompetenz zeigten.
Zusammengenommen deuten die residentielle Segregation einhergehend mit der bislang defizitären
Angleichung der Wohn- und Lebenssituationen – insbesondere die mangelnde Eingliederung
in den Arbeitsmarkt – darauf hin, dass der Bedarf an einer „Verortung von Integration“ im
Quartier für die türkische Bevölkerungsgruppe besonders hoch ist.
4.2 Wohnungsgenossenschaften in Berlin
4.2.1 Strukturdaten der Wohnungsgenossenschaften in Berlin
Mit einer Anzahl von ca. 189.000 26 Wohnungen sind rund 10% der Berliner Wohnungen Genossenschaftswohnungen.
Systematisiert nach Größenklassen wird deutlich, dass die kleineren
Wohnungsgenossenschaften mit bis zu 1.000 Wohneinheiten auf gesamtstädtischer Ebene zwar
fast ein Drittel der Berliner Genossenschaften ausmachen, aber nur 5% des genossenschaftlichem
Wohnraums in ihrem Besitz sind. Die mittleren Genossenschaften mit 1.000 bis 5.000
Wohneinheiten machen knapp die Hälfte der Genossenschaften aus und besitzen 61% des genossenschaftlichen
Wohnraums. Die großen Genossenschaften mit mehr als 5.000 Wohneinheiten
machen zwar nur 12% der Genossenschaften aus, besitzen aber knapp ein Drittel des Wohnraums
aller Genossenschaften. (vgl. Tabelle 10)
Die Betrachtung der West- und Ostberliner Genossenschaftslandschaft zeigt dagegen, dass in
West-Berlin zwar die kleinen Wohnungsgenossenschaften insgesamt dominieren, aber gleichzeitig
nur einen geringen Anteil (7%) der genossenschaftlichen Wohneinheiten besitzen. In Ost-
Berlin gibt es noch weniger kleine Genossenschaften. Sie besitzen ca. 4% der genossenschaftlichen
Wohnungen. Die mittelgroßen Genossenschaften sind in West-Berlin mit einem Anteil von
28% vertreten und zählen 37% der Wohneinheiten zu ihrem Besitz. In Ost-Berlin beträgt der ge-
26 Die Anzahl der Wohnungen basiert auf der Addition von Daten des Prüfverbandes kleiner und mittlerer
Genossenschaften (PkmG) und des Verbandes Berliner-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU)
für die in diesen Verbänden organisierten Berliner Wohnungsgenossenschaften.