Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie
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2. Theoretischer Hintergrund 14<br />
werden in den Tabellen 2 und 3 <strong>Wohnst</strong>andards <strong>der</strong> türkischen Bevölkerung in Deutschland im<br />
Vergleich zu den Deutschen aufgeführt.<br />
Tabelle 2:<br />
Wohnbedingungen von deutschen und türkischen Haushalten in Westdeutschland<br />
1985 bis 1998<br />
Deutsche Haushalte<br />
Türkische Bevölkerung<br />
1985 1998 Differenz 1985 1998 Differenz<br />
Kein Badezimmer (%) 2 1 -1 21 2 -19<br />
Keine Zentralheizung (%) 17 5 -12 42 22 -20<br />
Räume pro Person (%) 1,6 1,8 0,2 1,0 1,1 0,1<br />
Eigentümer (%) 41 38 -3 1 12 10<br />
Quelle: CLARK/DREVER 2001, e.B. nach GESTRING et al. 2006: 60<br />
Tabelle 3:<br />
Durchschnittliche Wohnfläche pro Person, Miete pro Quadratmeter und Mietbelastungsquote<br />
<strong>der</strong> türkischen und deutschen Bevölkerung 2002<br />
Türken<br />
Deutsche<br />
Wohnfläche pro Person in m 2 30 49<br />
N 177 2389<br />
Miete pro m 2 in EUR 5,6 6,1<br />
N 142 1184<br />
Mietbelastungsquote 28% 26%<br />
N 142 1184<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung nach ÖZCAN (2004): 38,39<br />
Die Unterschiede in <strong>der</strong> Wohnsituation zwischen Auslän<strong>der</strong>n und Deutschen werden auf verschiedene<br />
Ursachen zurückgeführt. So bestimmen sozio-strukturelle Merkmale und „regionale<br />
Verteilung“ (GESTRING et al. 2006: 62-65), aber auch Diskriminierung (HÄUßERMANN/SIEBEL 2001:<br />
18 ff.; GESTRING et al. 2006: 65-82) und Informationsmangel (vgl. BOSSWICK et al. 2008: 22) die<br />
Wohnsituation von Migranten.<br />
Soziostrukturelle Unterschiede gibt es z.B. zwischen <strong>der</strong> türkischen und <strong>der</strong> deutschen Bevölkerungsgruppe<br />
in <strong>der</strong> sozialen Zugehörigkeit. So gehören Türkischstämmige <strong>du</strong>rchschnittlich häufiger<br />
<strong>der</strong> Arbeiterschicht an, während sich die deutsche Bevölkerung stärker über alle sozialen<br />
Schichten verteilt. (vgl. Kapitel 4.1.3). Die Zugehörigkeit zu niedrigeren sozialen Schichten bestimmt<br />
in vielen Fällen auch die ökonomische Situation. Bei geringeren Einkommen können höhere<br />
<strong>Wohnst</strong>andards i.d.R. nicht verwirklicht werden. Zudem unterscheiden sich deutsche und<br />
nicht-deutsche Haushalte <strong>du</strong>rchschnittlich auch in ihrer Größe. Single-Haushalte sind bei Migranten<br />
seltener als bei Deutschen, bei Ein-Personen-Haushalten ist aber die <strong>du</strong>rchschnittliche Wohnungsgröße<br />
höher. Auch die Altersstruktur von Migranten unterscheidet sich von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen.<br />
Menschen mit Migrationshintergrund sind <strong>du</strong>rchschnittlich jünger, zudem befindet sich <strong>der</strong><br />
„überwiegende Teil in <strong>der</strong> Familienphase“. Die <strong>du</strong>rchschnittliche Wohnfläche junger Menschen<br />
und von Familien liegt dabei unter <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Bevölkerungsgruppen. Zwar werden sich deutsche<br />
und nicht-deutsche Bevölkerungsgruppen im Zeitverlauf in ihrer Altersstruktur annähern, die<br />
Annäherung wird allerdings <strong>du</strong>rch den Zuzug jüngerer Bevölkerungsgruppen z.B. bedingt <strong>du</strong>rch<br />
das Heiratsverhalten von Türken, verlangsamt. (vgl. GESTRING et al. 2006: 62 f.)